Politik als Zuschauer

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Es ist unglaublich, wie gelassen bei uns die Öffentlichkeit die Vorgänge auf dem Medienmarkt hinnimmt, offenbar nicht ahnend, welche Macht sich hier zusammenballt. Im ehemaligen Ostblock ist man da sichtlich hellhöriger: Dem ukrainische Präsidenten wirft man vor, er habe einen missliebigen Journalisten ermorden lassen, in Russland tobt ein Kampf zwischen Medien und Politik, und der Konflikt im Prager Fernsehen ist noch in frischer Erinnerung.

Bei uns müssten angesichts der geplanten Fusion der Magazine "News", "Format", "profil" und "Trend", die noch dazu mit "Kronenzeitung" und "Kurier" in einem Boot sitzen, längst alle medienpolitischen Alarmglocken läuten, aber die Politik schaut - vielleicht mit Ausnahme von Justizminister Dieter Böhmdorfer - ängstlich zu. Bei geis-tiger Nahrung holt man anscheinend nicht gern die Spielregeln hervor, die beim Verkauf der Lebensmittelkette Meinl nötig erschienen.

Dass die "größte Orgel des Landes", der ORF, einige der genannten Medien bereits bestens bedient, ist Tag für Tag (ob "Millionenshow" oder zuletzt "Fußball-Römer") evident. Vielfach agiert das öffentlich-rechtliche Unternehmen wie ein Privater: Oft laufen Filme gleichzeitig auch in SAT.1 oder RTL. Werbung unterbricht bereits etliche Sendungen. Und mit "Taxi Orange" schwamm man, wenn auch etwas erträglicher als andere, auf der "Reality TV"-Welle mit.

Einen kleinen Vorgeschmack, wie Medienmacht eingesetzt werden kann, bekamen diese Woche die Grazer. Weil das Medienhaus Styria den ORF auf unlauteren Wettbewerb geklagt hat, blies man am Küniglberg die traditionelle TV-Übertragung des von der "Kleinen Zeitung" organisierten Grazer Faschingsumzuges, des größten in Österreich, ab.

Vielleicht weckt die Politiker und Medienkonsumenten wenigstens ein weiteres Beispiel auf: Der deutsche Medienunternehmer Leo Kirch hat die TV-Rechte für die Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006 erworben und ist auf dem Weg, sich auch jene für Formel-1-Rennen zu sichern. Deutschlands öffentlich-rechtliche Anstalten schauen durch die Finger und die Medienpolitiker gar nicht gut aus.

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