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Zeitdruck, Info-Flut, Online-Konkurrenz: Der Arbeitsstress für Journalisten steigt. Eine Studie wirft Licht auf die Situation von Printjournalisten.

Die Info-Flut steigt, der Stress durch das Internet wird größer. Österreichs Printmedienlandschaft durchlebt eine Zeit starken Wandels, betrachtet man die Ergebnisse einer Studie des Medientheoretikers Stefan Weber, die vor wenigen Tagen unter dem Titel "So arbeiten Österreichs Journalisten für Zeitungen und Zeitschriften" präsentiert wurde. Rund 300 österreichische Journalistinnen und Journalisten wurden für diese Studie befragt, die im Rahmen des Forschungsprojekts "Wohin steuert der Printjournalismus in Österreich" von der KommAustria und dem Kuratorium für Journalistenausbildung mitfinanziert wurde.

Mindeststandards für Freie

Die wichtigsten Ergebnisse: Für neun von zehn Printjournalisten hat die Informationsflut in den letzten Jahren am deutlichsten zugenommen, für Dreiviertel der Befragten auch der Zeitdruck. Und: Jeder zweite Printjournalist fühlt sich durch das Internet gestresst. Weber überrascht diese Zahl ein wenig, er hätte "den Prozentsatz deutlich höher eingeschätzt". Vor der Online-Konkurrenz haben Printjournalisten aber wenig Angst: Für Weber wäre daher "2007 eine Folgestudie zum Thema Google-Journalismus sicher spannend". Fast keiner der Befragten geht davon aus, dass in zehn Jahren Tageszeitungen nicht mehr auf Papier gelesen werden.

Eine "kleine historische Trendwende" sehen die Studienautoren im gestiegenen Frauenanteil unter den Journalisten, die noch weniger als fünf Jahre Berufserfahrung besitzen. Der Großteil der Befragten schätzt auch die Arbeitsmarktentwicklung im Printmediensektor positiv ein.

Doch Probleme sind nicht zu leugnen: Die Zahl der Journalisten mit freien Dienstverträgen ist spürbar angestiegen, und sie sind "signifikant unzufriedener" mit ihrer Bezahlung. "Je lockerer und flexibler das Dienstverhältnis, desto schlechter ist die Bezahlung geworden", so die Studienautoren. Fritz Wendl vom ögb (Sektion Journalisten) kritisiert, dass das Bild, das die Studie bietet, zum Teil "sehr geschönt" sei, "auch wenn grausliche Dinge drinnen stehen". Aber die Studie sei enorm wichtig, denn sie zeige auf, wo Probleme liegen.

So ist die Stellung der freien Dienstnehmer für Wendl nicht zufriedenstellend: "Ordentliche Redaktions-Statute mit genau definierten Mindeststandards müssen das Ziel sein.Wenn man die Ergebnisse ernst nimmt, muss man handeln." Es sollten nur jene Medien Presseförderung bekommen, die Redaktionsstatuten mit sozialen Mindeststandards vorweisen könnten. Und die Eigenverantwortlichkeit und Unabhängigkeit des Journalisten müsse unbedingt gegeben sein, so Wendl: "Denn innerredaktionelle Einflüsse, politische Begehrlichkeiten und wirtschaftliche Einflussnahme sind bedenklich."

Allgemein wird in der Studie auch das mehrheitliche Wegfallen von Lektoraten und Korrektoraten als Qualitätsverlust empfunden. Als ebenso problematisch wird die Tendenz zur - im schlimmsten Falle unhinterfragten - Übernahme von ganzen Textstellen aus dem Internet, dem so genannten "Copy/Paste"-Journalismus, gesehen: "Es ist einfacher geworden, abzuschreiben. Viele kopieren und fügen ein, weil der Zeitdruck zu groß ist, weil es nicht anders geht. Wie man diese Abschreibekultur ethisch beurteilt, ist eine andere Frage", so Weber.

Gegen Abschreibekultur

Überraschend für Weber war neben dem hohen Frauenanteil bei den Neueinsteigern auch, dass "der Weiterbildungswunsch nicht primär im Bereich der neuen Medien liegt, sondern bei der Kernaufgabe des Journalisten, dem Schreiben". Claus Reitan, Co-Chefredakteur der geplanten Fellner-Tageszeitung bezeichnete den ansteigenden "Google-Journalismus" als Warnung.

Für zwei von drei Journalisten ist die Qualität des Endprodukts insgesamt gestiegen. Im Gegensatz zu Verbesserungen bei Layout und Bildqualität bemerkt der Großteil der Befragten aber keine Steigerung der Textqualität - viele sehen diese im Abnehmen begriffen.

Die Studie berücksichtigt nicht die Entwicklung im gesamten Medienbereich, sondern nur im Printjournalismus. Auf die Frage nach der Fellner-Tageszeitung Österreich, die ab 18. September auf den Markt kommen soll, meint Weber: "Die Frage ist, was ist das richtige Geschäftsmodell? Vielleicht eine ausgeklügelte Print-Online-Synergie. Das wird dort sicher geschickt gelöst werden. Die werden sich durchsetzen." Die Frage der Qualität könne vorab nicht beurteilt werden, so Weber.

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