Protest gegen "Radio Maryja"

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Die politischen Vorgänge in Polen spotten seit geraumer Zeit schon jeder Beschreibung. Unter Führung der famosen Kaczynski-Zwillinge erscheint das Land wie eine schlechte Karikatur seiner selbst. Als außenstehender Beobachter greift man sich an den Kopf, als Freund des Landes, der dessen EU-Beitritt aus ganzem Herzen begrüßt hat, könnte man verzweifeln.

Wenn Polen die gesamte EU in Geiselhaft zu nehmen versucht, wie vor dem letzten Gipfel, so ist das wohl nur die Spitze des Eisbergs - was im Land selbst wirklich vorgeht, kann man nur erahnen. Es scheint, dass der Name einer der drei (Noch?-) Regierungsparteien zum politischen Programm des ganzen Landes geworden ist: Samoobrona, zu deutsch "Selbstverteidigung". Diese radikalpopulistische Bauernpartei will sich nun übrigens mit der dritten Regierungspartei, der fundamentalistisch-nationalkatholischen Liga der polnischen Familien (LPR), zusammenschließen - jener Partei, die Kaczynskis nationalkatholische PiS ("Recht und Gerechtigkeit") beinahe moderat aussehen lässt.

Im Zentrum der aktuellen Auseinandersetzungen steht einmal mehr das der LPR nahestehende, vom Redemptoristenpater Tadeusz Rydzyk geleitete Radio Maryja, das sich auch schon mehrfach durch antisemitische Ausfälle ausgezeichnet hat. Nun sollen gar Präsident Lech Kaczynski und seine Frau Ziel der Angriffe geworden sein - vermutlich, weil der Präsident eine Verschärfung des Abtreibungsrechts ablehnte.

Nun haben sich liberale katholische Intellektuelle wie Tadeusz Mazowiecki und Wladyslaw Bartoszewski zu Wort gemeldet und ihren "moralischen Protest" gegen Pater Rydzyk zum Ausdruck gebracht. Sie haben damit einen Beitrag zur Ehrenrettung des Landes, vor allem aber auch des polnischen Katholizismus geleistet, für den ihnen gar nicht genug zu danken ist. RM

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