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Das illegale Kopieren von Filmen und Videos gilt nach wie vor als Kavaliersdelikt. Doch der Schaden durch Filmpiraterie geht in die Millionen.

Vier Tage nach dem Kinostart kursierte "Troja" im Internet, "Der Herr der Ringe" schon eine Woche vor seinem Start im deutschsprachigen Raum: Das Internet wird für die Filmwirtschaft zusehends zur Bedrohung. Auch wenn der angebliche Verdienstentgang von 2,8 Milliarden Euro weltweit im Jahr 2003 etwas hoch gegriffen scheint: Mit immer schneller und breiter werdenden Internetzugängen gerät nach der Musikindustrie nun die Film- und Videobranche in Bedrängnis, weil ihre Produkte im Internet verfügbar sind. In Österreich betrage der finanzielle Schaden der Filmindustrie ("Steigerungen, die nicht passiert sind") durch Download-Filmpiraterie mindestens 30 Millionen Euro, schätzt Werner Müller, Geschäftsführer des Fachverbandes der Audiovisions- und Filmindustrie Österreichs.

Kein Schuldbewusstsein

Müller gehört zum Vorstand des Vereins für Antipiraterie der Film- und Videobranche (VAP), der seit seiner Gründung im Mai 2003 rigoros gegen die Filmpiraterie in Österreich vorgeht. Bisher wurde gegen mehr als 100 Filmpiraten eingeschritten, im ersten Halbjahr 2004 wurden rund 13.000 Raubkopien beschlagnahmt, mehr als 50 Fälle sind derzeit gerichtsanhängig. Bekannt wurde der Fall eines erst 17-jährigen Oberösterreichers, der gegen Bezahlung hunderte Filme zum Download angeboten hat.

Filmpiraterie gilt gemeinhin als Kavaliersdelikt. Laut einer Umfrage sind 29 Prozent der österreichischen Internetuser - 1,1 Million Menschen - bekennende Downloader von Musik, Filmen oder Spielen. Die Herstellung, der Vertrieb und die "Zurverfügungstellung" von Film-Raubkopien ist laut Urheberrechtsgesetz allerdings mit bis zu sechs Monaten Gefängnis strafbar. Im Falle der Gewerbsmäßigkeit droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. "Wir kämpfen auf einer breiten Front gegen Raubkopierer", verkündet Andreas Manak, Generalsekretär des VAP: "Unser Ziel ist es, sämtliche Vertriebskanäle von Film-Raubkopien zu unterbinden." Und derer gibt es viele.

Raubzug im Internet

Zum Beispiel den Straßenverkauf durch fliegende Händler oder auf Flohmärkten. In Österreich werden vor allem Raubkopien aus Tschechien und aus Fernost angeboten. Während es sich bei der tschechischen Ware um Billigprodukte minderer Qualität handelt - oft fehlt das Ende des Films - sind die ostasiatischen DVDs industrielle Produkte von höchster Perfektion - von Bild und Ton bis zur professionellen Aufmachung. Auch per E-Mail oder auf Websites werden solche Raubkopien von aktuellen Kinofilmen angeboten.

Der Löwenanteil der illegalen Kopien kursiert freilich im Internet. Auf so genannten ftp-Servern werden regelrechte Abonnements angeboten. Für eine monatliche Pauschale werden dem zahlenden Kunden alle aktuellen Kinofilme angeboten. Ein anderer Vertriebsweg sind so genannte Newsgroups, die eigentlich dem Austausch von Nachrichten dienen. Raubkopien werden in mehrere Dateien aufgesplittet, in eine Newsgroup gepostet, heruntergesaugt und wieder zusammengesetzt. Auch auf Peer to Peer-Tauschbörsen werden immer mehr Filme angeboten - freilich verdient hier niemand etwas, die User argumentieren folglich auch mit dem "Recht auf Privatkopien".

VAP-Generalsekretär Manak lässt das nicht gelten: "Auch der Tausch unter Freunden fällt unter gewerbsmäßig'", warnt der Rechtsanwalt. Somit steht im Prinzip jeder Benutzer einer Tauschbörse mit einem Fuß im Kriminal, auch wenn VAP-Präsident Ferdinand Morawetz beteuert: "Uns geht es nicht um den Studenten, der sich zehn Filme aus dem Internet herunterlädt." Der VAP setzt daher nicht nur auf Verfolgung, sondern auch auf Aufklärung. Manak: "Wenn es uns gelingt, bei den Konsumenten Verständnis für die Illegalität von Raubkopien und für die verheerenden Folgen von Filmpiraterie zu schaffen, haben wir einen wichtigen Teilerfolg errungen."

Korrupte Filmvorführer

Ein Werbespot, der seit Kurzem in den Kinos läuft und der den Download mit Diebstahl gleichsetzt, soll der erste Schritt in diese Richtung sein. Fraglich bleibt, ob dadurch Unrechtsbewusstsein oder nicht vielmehr Unmut entsteht. Denn niemand lässt sich gerne ungerechtfertigt ins kriminelle Eck stellen. So werden mittlerweile Filmkritiker bei Pressevorführungen durchsucht und müssen ihr Handy abgeben. Dabei werden die meisten professionellen Raubkopien nicht vom Kinosaal, sondern vom Vorführraum aus aufgenommen. Mit Hilfe eines bestochenen Filmvorführers wird die Leinwand mit einer professionellen Kamera abgefilmt - und eine Kopie der originalen Tonspur-CD bekommt der Pirat gleich mit dazu.

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