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Seit 2002 gibt es in Österreich keinen Presserat mehr. Dagegen setzt der Public Relations Verband Austria (PRVA) auf Selbstkontrolle. Von Matthias Greuling

Ein pikantes Detail aus dem Eurofighter-Untersuchungsausschuss verursachte einst heftiges Kopfschütteln: Es ging dabei um jene legendäre Pressekonferenz im Juli 2002, für deren Organisation Erika Rumpold sagenhafte 96.000 Euro verrechnete. Klar, es gab Brötchen, und die Location war dem Anlass entsprechend ausgewählt, aber dass eine einzige Pressekonferenz so viel kosten könnte, wollte niemand glauben.

"Das sind jene schwarzen Schafe, die unser Image beschädigen", sagt Edward Strasser, Generalsekretär des Public Relations Verbandes Austria (PRVA). "Solche Kosten sind völlig aus der Luft gegriffen und belasten den Ruf der gesamten PR-Branche". Gegen derlei "schwarze Schafe" soll nun etwas getan werden. Der PRVA will einen Ethik-Rat für die Branche einrichten, um gegen unseriöse Praktiken in der Öffentlichkeitsarbeit vorzugehen. Das als Verein geplante Kontrollgremium soll noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen, an seiner Spitze wird mit Wolfgang R. Langenbucher eine "unumstrittene Persönlichkeit aus der Branche" (Strasser) stehen.

Wider das schlechte Image

Langenbucher, der viele Jahre das Wiener Publizistik-Institut leitete, will elf Experten aus der PR- und Medienbranche auswählen, die dem Ethik-Rat angehören sollen. "Es geht um Selbstkontrolle, Moral und Ethik", so Langenbucher. Der Ethik-Rat werde Verfehlungen in der Branche veröffentlichen. "Und diese Veröffentlichungen haben durchaus Prangerwirkung", meint Langenbucher. "Wir wollen schließlich kein zahnloser Tiger sein".

Die neue Kontrollinstanz wird nach dem Vorbild des deutschen Rates für PR arbeiten, den es schon seit 20 Jahren gibt. Neben dem Ethik-Rat hat der PRVA auch seinen Ehrenkodex erweitert: Darin spricht man sich nun dezidiert gegen die Koppelung von Inseraten an positive Berichterstattung aus, gegen Schleichwerbung und Rufmord.

Der Ethik-Rat will nicht nur rügen, sondern auch aktiv sein: "Wir werden Richtlinien erarbeiten, die als Anleitung für seriöse Öffentlichkeitsarbeit aus ethischer Sicht stehen werden", so Edward Strasser. "Letztlich geht es uns um Vertrauenswürdigkeit und Professionalisierung", ergänzt Langenbucher, der seine Aufgabe als Leiter des Ethik-Rates als "Idealberufung" sieht: "Jeder weiß, dass meine Unabhängigkeit grenzenlos ist."

Für Langenbucher hat die Notwendigkeit eines Ethik-Rates auch mit dem Wachstum der PR-Branche zu tun. "Überhaupt gibt es in der gesamten Medienbranche eine Entwicklung, die Selbstkontrolle und Selbstkritik nötig macht." Langenbucher spielt damit auf die Situation der österreichischen Medienlandschaft an, die sich seit dem Ende des Presserates 2002 nicht zur Gründung einer neuen Selbstkontroll-Instanz zusammenraufen konnte.

Gerald Grünberger, neuer Geschäftsführer des "Verbandes österreichischer Zeitungen" (VÖZ), sieht das anders: "Wir haben mit der Institution der Leseranwaltschaft ein solches Organ." Grünberger gibt aber zu: "Dieses Organ könnte noch viel umfassender sein als bisher. Das Problem ist, dass man dieses Instrument zuwenig kennt." Der VÖZ-Chef sieht innerhalb der Medienbranche derzeit wenig Bewegung für eine gemeinsame Kontrollinstanz. "Es gibt zwar Kontakte zwischen Verlegern, aber die Situation ist heikel. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

Plädoyer für den Presserat

Auch Franz C. Bauer, Sprecher der Gewerkschaft "Druck, Journalismus, Papier", gibt sich bedeckt: "Wir sind guter Hoffnung, in absehbarer Zeit eine Lösung zustande zu bringen. Denn ein Rat aus Chefredakteuren, der Selbstkontrolle ausübt, kann nur ein Kasperltheater sein. Alle Beteiligten der Branche sehen, dass man Selbstkontrolle braucht. Es wäre verfrüht, über diese Dinge zu sprechen, aber es gibt Signale."

Selbstkontrolle wie in der PR-Branche wäre dringend nötig: "Es ist eine Schande, dass die Branche keinen Presserat mehr hat. Man bräuchte nur in die Nachbarländer zu schauen, wo diese Organisationen hervorragend funktionieren", sagt Wolfgang R. Langenbucher. "Die Gefahr ist: Wenn die Branche sich nicht selbst kontrolliert, kommt irgendwann der Gesetzgeber auf die Idee, Regeln aufzustellen. Und es ist fragwürdig, ob ein Staat hier völlig selbstlos handeln würde." VÖZ-Chef Grünberger will den Teufel nicht an die Wand malen. "So dramatisch wie Langenbucher würde ich das nicht formulieren. Ich kenne niemanden in der Politik, der zum jetzigen Zeitpunkt eine gesetzliche Regelung der Kontrolle vorhätte."

Selbstkontrolle sei jedenfalls eine Art der Prävention, um sich gegen Fremdeinwirkung zu schützen. Langenbucher: "Die Krux ist: Wenn die Verleger untereinander so zerstritten sind, fehlt das Verständnis für die eigenen Probleme".

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