Rotweißrote Duftmarke

Freitag abend, 21.59 Uhr: In Bayern-alpha, dem Bildungskanal des Bayerischen Fernsehens, hat ein Universitätsprofessor die Zuschauer soeben über die Computersprache Java aufgeklärt. Jetzt ist Österreich dran. Schlag 22.00 Uhr. Viele kleine Österreich-Bilder verdichten sich zu einem großen Alpha-Buchstaben: ALPHA Österreich, der rotweißrote Kulturexport im Bayerischen Fernsehen, kann beginnen. Diese Woche steht die Dokumentation des Symposiums "Medien-Utopien-Religion" auf dem Programm, das vergangenen Dezember im Wiener ORF-Zentrum auf dem veranstaltet worden ist. Was da 45 Minuten nach Europa ausgestrahlt wird, kann sich sehen lassen: Die TV-Dokumentation wird dem hohen Niveau der Tagung gerecht. Temporeiche Einschübe sorgen dafür, dass die hohe Wissenschaft nicht gar zu ermüdend wirkt.

"Natürlich wird Kultur, Religion und Bildung nie ein Massenprogramm sein", sagt Barbara Knöll von der Pressebetreuung ALPHA Österreich. Doch gibt es bereits positive Reaktionen: "Wir haben viele Anfragen nach Videoaufzeichnungen vorliegen".

Die Kooperation von ORF und Bayerischem Rundfunk in Sachen Bildung ist noch jung. Das dreiköpfige ALPHA-Österreich-Team um Redakteur Julius Kratky kann seit 1. Juni 2000 auf Sendung gehen. Seitdem stellt sich Österreich jeden Freitag um 22 Uhr allen Europäern vor, welche die Satelliten Astra 1 B oder Astra 1 G empfangen können.

"ALPHA ist kein Hochgeschwindigkeitsfernsehen. Es beschäftigt sich mit den Inhalten und lässt Menschen ausführlich zu Wort kommen", wirbt Wolfgang Lorenz, Leiter der ORF-Hauptabteilung Planung und Koordination, für den österreichischen Kulturexport. Soll ALPHA Österreich eine Werbeeinschaltung sein? "Wir zeigen, was wir haben", sagt Barbara Knöll stolz: Kultur, Natur, Bildung, Wissenschaft, Philosophie, Religion. Österreichische Politik bleibt ausgespart, denn: "Bayern-alpha bringt vorrangig Bildung. Der Sender richtet sich vor allem an Studenten und Intellektuelle", erklärt Knöll. Auch das Österreichfenster ALPHA Österreich konzentriert sich deshalb auf die Dokumentation von Tagungen wie dem "Forum Alpbach" oder der "Ars Electronica" in Linz.

Auf dem Programm stehen weiters Porträts bedeutender österreichischer Persönlichkeiten: Am 19. Jänner ist ein von Paul Lendvai und Helene Maimann gestaltetes Lebensbild von Bruno Kreisky, der drei Tage später 90 Jahre alt geworden wäre, zu sehen. Auch ein Porträt des Schriftstellers Thomas Bernhard, der heuer seinen 70. Geburtstag gefeiert hätte, ist in Vorbereitung. Aktuelle ethische Themen und die Vorstellung heimischer Regionen sorgen für Einblicke in Österreichs Wissenschafts- und Kulturszene.

Das Programm von ALPHA Österreich besteht zu zwei Dritteln aus Neuproduktionen, nur zu einem Drittel kommt es aus dem ORF-Archiv. Die Sendung wird im Auftrag des Bayerischen Rundfunks produziert. Dessen Programmdirektor Gerhard Fuchs ist zufrieden: "Zusammen mit Bayern-alpha ist ALPHA Österreich eine europäische Duftmarke gegen überhand nehmenden Kommerz." Wenn sich die öffentlich-rechtlichen Sender gemeinsam auf ihren Bildungsauftrag besinnen, lautet das Motto: Klein, aber fein. Anspruchsvolles Programm für ein intelligentes Publikum wolle man anbieten, versichert auch ORF-Generalintendant Gerhard Weis.

Bayern-alpha erreicht in ganz Europa knapp 60 Millionen Zuschauer, davon allein in Deutschland rund 28 Millionen. Zahlreiche Kabelnetze sorgen dafür, dass der auch der österreichische Kulturexport bis an die Spree und an den Rhein vordringt. Bayern-alpha kann auch in Berlin und Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz empfangen werden. In Österreich selbst liegt die technische Reichweite bei 2,8 Millionen Menschen. In Wien ist das Programm nur via Satellit zu empfangen. In Nieder- und Oberösterreich, Salzburg und Tirol gibt es dagegen rund 120.000 Kabelanschlüsse mit Bayern-alpha-Empfang.

ALPHA Österreich: Jeden Freitag, 22.00 bis 22.45 Uhr, (Wiederholung: Montag, 16.00 Uhr). Informationen: http://tv.orf.at/alpha/