Rückflug in die Heimat

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Städter finden Geschmack am Land: Eric Guirados "Der fliegende Händler" beschreibt eine Welt, in der es noch Tante-Emma-Läden auf Rädern gibt.

Auf den Herzinfarkt des Vaters reagiert er eher genervt als bestürzt, auch die Bitte der Mutter, mit dem mobilen "Tante Emma-Laden" über Landstraßen zu tuckern, um selbst die isoliertesten Kunden mit Brot und Erbsen zu versorgen, löst bei Antoine nicht eben Begeisterungsstürme aus. Antoine (Nicolas Cazalé, der auch in "Die große Reise" murren durfte) zieht im Film "Der fliegende Händler" wieder in sein Elternhaus, das er vor Jahren im Streit verlassen hat. Als Quasi-Puffer hat er seine Nachbarin Claire mit dabei, seine heimliche Liebe.

Ihre Begeisterung für die idyllische Landschaft ist es, die den knurrigen "fliegenden Aushilfshändler", der seine Kundschaft vorerst mit seiner ruppigen Art verschreckt, aus der Reserve zu locken vermag - und wieder offen macht für seine Wurzeln. Die allmähliche Annäherung mit der Familie: unvermeidlich, Eric Guirado kann damit nicht überraschen. Sein Gespür für Details - gerade in Begegnungen mit den Landbewohnern - macht den Charme seiner Komödie aus. Guirado hat viel Zeit on the road verbracht. Er realisierte mehrere Porträts über Menschen mit Wanderberuf. Neben einer sommerlichen Komödie, für die sich ein gelungenes Ensemble zusammengefunden hat - von ortsansässigen Amateuren bis zu Haneke-Akteuren -, ist "Der fliegende Händler" auch ein Soziogramm einer aussterbenden Berufssparte. Weg von Anonymität und Modernisierung, hinein in einen Mikrokosmos, der geprägt ist von Überalterung und den Spuren von Abwanderung. Eine vorsichtige Liebeserklärung ans Land(leben).

DER FLIEGENDE HÄNDLER

Le Fils de l'épicier

F 2007. Regie: Eric Guirado. Mit Nicolas Cazalé, Clotilde Hesme, Daniel Duval. Verleih: Filmladen. 96 Min.

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