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Gleich 25 Bewerber rangeln um eine neue Privatradiofrequenz für den Raum Wien: Christen-, Wellness-, Rock-, Klassik-, News-Sender und andere.

Für die KommAustria stehen hitzige Wochen bevor: Die Kommunikationsbehörde muss sich für einen von 25 Antragstellern auf die begehrte Wiener Radiofrequenz 98,3 entscheiden. Derzeit senden in Wien schon 13 österreichische Sender, dazu kommen noch etliche, die von Bratislava bis nach Wien herüberstrahlen.

Es herrscht also dichtes Gedränge im Wiener Äther, was der Antragsfreudigkeit allerdings keinen Abbruch tat. Immerhin erreicht man mit einer Wiener Frequenz rund 1,7 Millionen Menschen, was wiederum gut fürs Werbegeschäft ist. Zur Ausschreibung der Frequenz 98,3, die Mitte Oktober zu Ende ging, meldeten sich 25 Veranstalter an. Thematisch ist von allem etwas dabei, wie ein Blick auf die Liste der Antragsteller zeigt.

Nachrichten-Radio, ...

Vor allem die großen Medienhäuser des Landes bewerben sich um die Lizenz: Eine Radiotochter der Mediaprint (Krone, Kurier) bewarb sich mit einem Nachrichten- und Talkformat, und hinter dem Firmennamen eines weiteren Bewerbers, Media Digital GmbH, stecken die Gebrüder Fellner, die derzeit auch an einer neuen Tageszeitung werken. Der Schwerpunkt auch hier: Infos rund um die Uhr.

Nachrichten stehen auch im Vordergrund der Bewerbung des Standard. Dessen Chef Oscar Bronner sieht Bedarf an einem Nachrichtenvollprogramm, das mit 30 Mitarbeitern rund um die Uhr in 15 bis 20-minütigen Nachrichtenblöcken senden soll. Im Hintergrund ist hier ein alter Bekannter der Radioszene beteiligt: Martin Zimper, Gründungsmitglied von Radio Energy und zuletzt Chef bei Kronehit, würde 49 Prozent am Sender halten, der Standard die restlichen 51 Prozent.

Die Styria Medien ag, zu der auch die Furche gehört, will sich an einem Rocksender in der Hauptstadt beteiligen. Mit an Bord dieses Projekts sind unter anderem der Molden-Verlag, Ex-atvplus-Geschäftsführer Tillman Fuchs und Medienanwalt Michael Krüger. Der wiederum vertritt auch Radio Arabella, was in der Branche zu Spekulationen führt, dass man eine Zweimarkenstrategie für Wien anpeilt.

Thematisch gemischt auch das restliche Feld der Bewerber: Die Österreichische Christliche Mediengesellschaft möchte in Wien ihr katholisches Radio Maria senden, der evangelisch-freikirchliche Evangeliumsrundfunk hat sich ebenfalls beworben. Ein Klassik-Radio, ein Wellness-Radio oder ein Wiener Integrationsradio hoffen ebenfalls auf die Erteilung der Sendeerlaubnis.

... polnischer Kommerz ...

Mit dem polnischsprachigen Vollprogramm Radio Prom will die Firma "Prom-Bau" ein kommerzielles mehrsprachiges Radio starten. In Wien geht man von 10.000 Hörern täglich aus, die die Programme in Polnisch oder Türkisch verfolgen sollen. Finanziert werden soll das Vorhaben aus Werbeeinnahmen, die von den rund 700 polnischen Firmen kommen, die in Österreich tätig oder ansässig sind. Die Kostenunterschiede bei den eingereichten Projekten sind gewaltig: Ein kleiner Sender wie Radio Prom veranschlagt für das erste Sendejahr gerade einmal 80.000 Euro an Kosten, Standard-Chef Bronner greift tiefer in die Geldbörse und spricht von 2,5 Millionen Euro jährlich für sein News-Radio.

... oder Entspannungsfunk?

Die Wiener Landesregierung hat unterdessen eine Empfehlung für einen der Antragsteller ausgesprochen: Das Projekt Lounge FM der "Entspannungsrundfunk GmbH" würde eine klare Abgrenzung vom derzeitigen Radioangebot aufweisen. Das Programm: Entspannende "Chillout"-Musik. Hinter Lounge FM stecken unter anderem Florian Novak, der bereits ein ähnliches Projekt als umts-Radio für "One" betreibt, der Musikpromoter Walter Gröbchen und der Eigentümer der Oberösterreichischen Nachrichten, Rudolf A. Cuturi.

Die Medienbehörde KommAustria geht aufgrund der großen Zahl der Antragsteller von einem schwierigen Verfahren aus. Daher wird sich die Frequenzvergabe aller Voraussicht nach mindestens bis zum Ende des ersten Quartals 2006 hinziehen. Und selbst dann ist die Entscheidung, die die KommAustria via Bescheid trifft, noch nicht durch. Denn diese kann von unterlegenen Antragstellern angefochten werden. Letztlich liegt der Ball mitunter beim Bundeskommunikationssenat (bks), dessen Entscheidung allerdings auch in eine völlig andere Richtung gehen kann.

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