Scharon: Held des 6-Tage-Kriegs

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Von den israelischen Feiern zur Erinnerung an den Sechstagekrieg hat Ariel Scharon nichts mitbekommen. Der frühere israelische Ministerpräsident liegt seit einem Schlaganfall im Jänner 2006 im Koma. Dabei hätte Scharon allen Grund gehabt, dieses Jubiläum zu feiern, hat ihn diese knappe Woche Krieg doch zum Helden gemacht.

Die beiden israelischen Journalisten Gadi Blum und Nir Hefez schreiben in ihrer sehr detaillierten, aber ein bisschen zu freundlichen Scharon-Biografie: Für Israels politische und militärische Führung sei noch während des Sechstagekrieges klar gewesen, "dass die Schlacht, die Scharon bei Abu-Ageila kommandiert hatte, als eine der komplexesten und genialsten Schlachten des jungen Staates Israel in die Militärgeschichte eingehen würde". Zweifellos gilt sie auch als eine der blutigsten, denn Scharon ließ die fliehende ägyptische Truppe in einen tödlichen Hinterhalt laufen, sodass er danach angesichts hunderter Toter sogar selber meinte, "es sei sein schlimmster Tag als Soldat gewesen".

Trotz seines Schlachtenruhms war Scharon aber unzufrieden. Lieber als in der ägyptischen Wüste hätte der damals 39-Jährige nämlich die israelische Flagge auf dem Jerusalemer Tempelberg gehisst. "Sein eifersüchtiges Herz krampfte sich zusammen", schreiben Blum und Hefez, als Scharon im Radio hörte, dass sein Intimfeind Mordechai Gur diese israelische Eroberung während des Sechstagekrieges befehligt hatte. Und die Enttäuschung brannte sich in seine Erinnerung ein, denn als Scharon im Jahr 2000 den Tempelberg besuchte und damit die zweite Intifada auslöste, zitierte er Gur: "Der Tempelberg ist in unseren Händen."

Und noch ein Ereignis aus der Zeit des Sechstagekriegs ließ Scharon nie wieder los. Sein elfjähriger Sohn erschoss sich kurz nach Kriegsende versehentlich mit einem erbeuteten ägyptischen Vorderlader. Scharons Kommentar zu diesem Unglück liest sich wie sein generelles Lebensmotto: "Nicht, dass es nicht wehtäte, Sie sehen, dass es wehtut, aber ich besitze die Fähigkeit, mit sehr harten Dingen fertig zu werden." WM

ARIEL SCHARON

Die Biografie

Von Gadi Blum und Nir Hefez

Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, 592 Seiten, geb., € 25,70

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