Schauen und wundern

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"Nobody Knows" schildert - betont zurückhaltend - die bewegende Geschichte von vier verlassenen Geschwistern.

Nach einer wahren Begebenheit erzählt der japanische Regisseur Hirokazu Koreeda in "Nobody Knows" die Geschichte von vier Geschwistern, die auf sich alleine gestellt sind, nachdem die Mutter sie verlassen hat. Als Ältester sorgt sich von nun an der zwölfjährige Akira um die Familie.

Koreeda, dem die Viennale in diesem Jahr ein Spezialprogramm widmete, hat sich einen Ruf als Dokumentarfilmer erworben. Diese Erfahrung kommt "Nobody Knows" sichtlich zugute: Der Stoff böte ausreichend Gelegenheit zur dramatischen Emotionalisierung, doch statt dessen bestimmt die ruhige Beobachtung das Geschehen. Die Kamera ist auf einer Höhe und ganz nah bei den Kindern, die endlich keine geschwätzigen Halbwüchsigen sind, sondern so spielen dürfen, wie Kinder eben sind. Das Verhalten der Mutter wird nicht bewertet, das Publikum kann aus den Szenen - in einer davon weckt sie die Kinder mitten in der Nacht auf, weil sie erst jetzt nach Hause gekommen ist - seine eigenen Schlüsse ziehen. Ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, wirft "Nobody Knows" damit auch einen kritischen Blick auf die soziale Stellung von allein erziehenden Frauen in Japan. Trotz einiger Längen bleibt der Film ob seines authentischen Erzählduktus nachhaltig in Erinnerung. Die Kinder werden alle überzeugend von Laien verkörpert, Yûya Yagira erhielt als Akira in Cannes völlig überraschend und völlig zu Recht den Darstellerpreis.

NOBODY KNOWS - Dare mo Shiranai

J 2004. Regie: Hirokazu Koreeda. Mit Yûya Yagira, Ayu Kitaura, Hiei Kimura. Verleih: Stadtkino. 141 Min.

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