Schaumgebremste Hoffnung

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Seit 1. Juni und dank ATV+ darf aufgeatmet werden: Nun ist auch Österreich kein Medienalbanien mehr. Abgesehen davon, dass "Albanien" als Synonym für "besonders rückständig" geschmacklos ist, ist das - mit dem ersten terrestrischen Privatsender - letztendlich auch hierzulande angebrochene "normale" Medienzeitalter kaum ein Grund zu überschwänglichen Freudentänzen.

Denn die seit Jahr und Tag bejubelte Liberalisierung der (öffentlich-rechtlichen) Medienlandschaft hat zwar - Gott sei Dank - den Wettbewerb beflügelt. Die Qualität hingegen lahmt trotz - oder gerade: wegen? - dieser Entwicklungen. Als man beim deutschen Nachbarn vor bald 20 Jahren ans Privatfernsehen ging, wollte die damalige Regierung Kohl auch die "linke" Vorherrschaft bei den öffentlich-rechtlichen Sendern brechen. Nun gut, wenn ARD und ZDF je links waren, so ist heute kaum etwas davon übrig.

Augenfällig hingegen war, dass sich die "Öffis" in vielen Programmen und Formaten dem Niveau der Privaten annäherten - der Effekt: Gute Programme wanderten in die Nischensender 3sat oder arte ab, oder zwangen den Zuschauer, ein Nachtmensch zu werden, weil Qualität oft erst gegen Mitternacht in den Programmen auftaucht.

Auch der ORF, dessen "Privatkonkurrenz" aus Deutschland in die heimischen Kabelnetze und Satellitenschüsseln strahlte, ist schon lang auf diesem Weg. Dass mit ATV+ ein "echter" Österreicher die ORF-Konkurrenz nun auch terrestrisch erweitert, wird an den skizzierten Entwicklungen wenig ändern. Außerdem gab der Sender, der bislang ja schon als ATV in die Kabelnetze eingespeist wurde, wenig Anhaltspunkte dafür, dass wir ihn vermissen würden.

Natürlich ist ATV+ Erfolg zu wünschen. Wir können aber nicht verhehlen, dass uns die neuen Senderwellen in Österreichs Äther mehr mit Skepis als mit Hoffnung auf erquickliche TV-Erlebnisse erfüllen.

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