Schlampige Verhältnisse

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Als unendliche Geschichte scheint sich das Vakuum seit dem Ende des österreichischen Presserates zu entpuppen. Jedenfalls geistern mehrere Modelle, Proteste dagegen und andere Aktivitäten herum: Einige Chefredakteure favorisieren das Modell einer "Leseranwaltschaft". Dagegen läuft die Journalistengewerkschaft Sturm: Dass ein "Chefredakteursgremium über Fragen der journalistischen Ethik zu Gericht sitzen solle", sei unerträglich. Als weitere Gruppe firmieren einige Zeitungsbetriebsräte, die sich ebenfalls mit neuen Modellen auseinandersetzen.

Seit zwei Jahren ist Österreich nunmehr "presseratlos". Dass die Medien-Sozialpartner bis dato keine gemeinsame Lösung finden konnten, ist aber alles andere als erfreulich. Denn Arbeit gäbe es für ein Selbstkontrollorgan der Presse zuhauf: Der jüngste Fall einer in den Medien breitgetretenen Sorgerechts-Causa etwa würde einer Behandlung durch solch ein (Schieds-) Organ harren. Aber da zur Zeit eben kein Richter aufzutreiben ist, herrscht so etwas wie Anarchie. Und offenbar geht die Selbstkontrolle der Medien viel zu wenigen ab.

Das könnte sich aber rächen. Denn der Vorteil der Selbstkontrolle wäre ja, die Justiz nur in den seltensten Fällen bemühen zu müssen- abgesehen davon, dass eine Presse unter der "Kuratel" der Gerichte jedenfalls auch nicht nicht das Gelbe vom Ei der Pressefreiheit wäre.

Es läge also im Eigeninteresse aller Beteiligten, zu einer Lösung zu kommen. Dass dem nicht so ist, lässt manchen Verdacht aufkommen: Nun macht man es schon mehr als zwei Jahre ohne Presserat, keine Katastrophe ist eingetreten. Warum es also nicht einfach bei diesem Status Quo belassen?

Selbstredend - auch wenn die Österreicher einen Hang zu schlampigen Verhältnissen haben - kann das nicht die Lösung dieser leidigen Frage sein.

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