Sport ist im TV-Business ein Riesengeschäft: Die Summen, die rund um Fußballmeisterschaften oder Olympia bewegt werden, bedürfen eines immer höheren Tributs, der von den TV-Anstalten an die modernen Lehnsherren à la IOC, Fifa, Uefa zu leisten ist. Öffentlich-rechtliche Sender, die primär nicht dem Kommerz verpflichtet sein sollten, kommen da zwangsläufig in finanzielle Scheren. Um österreichische Verhältnisse anzusprechen: Nicht zuletzt die Fußballbundesliga-Erfahrungen bei ATVplus zeigen aber, dass man sich als Sport-Seher beim ORF allemal besser aufgehoben fühlt.
Dafür ist man bereit, mit dem Sport auch einiges an Kommerz auszuhalten - zumindest dann, wenn Kommerz auch als solcher erkennbar ist: Dass die olympischen Wettkämpfe im ORF von Werbevor- und -nachspännen und allerlei Firmenemblemen auf Sportlerkleidung und ähnlichem begleitet werden, erträgt der wahre Sportsfreund mit Gleichmut.
Dennoch muss man sich nicht alles gefallen lassen: Dass Medaillengewinner im ORF-Olympiastudio penetrant angehalten werden, sich "als Geschenk" eine coole Uhr einer ebenso penetrant verkündeten Marke auszusuchen, ist mehr als ärgerlich. Ganz hört sich der Spaß aber dann auf, wenn der ORF in seiner OlympiaBerichterstattung redaktionelle Beiträge sendet, in denen - welch Zufall - der kommunikationstechnischen Meisterleistung eines koreanischen Sponsors gelobhudelt wird, oder wenn ein weltweites Transportunternehmen "mit österreichischen Wurzeln" (so der ORF-Sportreporter im O-Ton) ob seiner Pferdetransporte nach Athen PR-mäßig perfekt ins Bild gerückt erscheint. Die schlechten Beispiele lassen sich fortsetzen.
Zur Erinnerung - zum x-ten Mal: Genau dafür, dass man hinter einem redaktionellen Beitrag eben nicht ein kommerzielles Interesse vermuten muss, werden die ORF-Gebühren bezahlt. Doch die erneut ernüchternde Erkenntnis: Man schert sich am Küniglberg offenbar kaum um diesbezüglich gute Sitten.
