Erwachsen werden ist keine Kleinigkeit- wie Ulrike Schweigers Film "Twinni" beweist.

Ein österreichischer Film ist drauf und dran, die Leinwand zu erobern. Die Zusammenarbeit von Produzent Helmut Grasser ("Hundstage", "Die Gottesanbeterin") und den Drehbuchautoren Ulrike Schweiger und Michael Tanczos (bekannt aus "Nordrand") verspricht Großes - und wird allen Erwartungen gerecht.

Es ist Sommer im Jahr 1980. Die dreizehnjährige Jana (Diana Latzko) ist nach der Scheidung ihrer Eltern mit Mutter und Schwester zur Oma aufs Land gezogen. Schlimm genug, dass sie ihren Vater und Wien verlassen musste. Noch schlimmer ist allerdings die Vorstellung, in der niederösterreichischen Einöde bleiben zu müssen. Zwischen Omas Greißlerladen und Mamas Tränen versucht sie erwachsen zu werden. Ein offenes Ohr für all ihre Sorgen findet die kirchenfremde Jana ausgerechnet beim Dorfpfarrer (Horst Backfrieder). Ein Mann, der Marienbildchen zeitgemäß im Doppelpack mit Fußball-Sammelkarten verschenkt, predigt Toleranz nicht nur, sondern lebt sie auch - und nimmt damit eine Ausnahmeposition in der verstaubten Dorfgemeinschaft ein.

Ebenso einfühlsam wie humorvoll schafft Regisseurin Ulrike Schweiger ein zeitgemäßes Portrait der österreichischen Gesellschaft - und widersteht der Versuchung, sie zu bewerten. Die Besetzung unterstreicht die Authentizität des Films: Alle jugendlichen Darsteller, geboren um 1988, wurden in der Schule gecastet und bringen wenig bis gar keine Filmerfahrung mit. Versüßt wird das Ganze durch sympathischen Retro-Flair in Kostümen, Kulisse und Soundtrack. Die Botschaft des Films: Wie schön und zugleich schwierig ist es doch, dreizehn zu sein - wenn Glück bedeutet, jemanden zu finden, der einem die richtige Seite vom Twinni überlässt.

TWINNI

A 2003; Regie: Ulrike Schweiger Mit Diana Latzko, Franz Weindl, Horst Backfrieder. Verleih: Filmladen. 89 Min.

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