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Valeska Grisebachs hoch gelobtes Drama "Sehnsucht" erzählt von einer klassischen Dreiecksgeschichte - und macht die Leinwand lebendig.

Es ist eine "einfache Geschichte", die auf einer "altmodischen Bühne" - einem unscheinbaren brandenburgischen Dorf - gezeigt wird. Und doch entlockte dieses "einfache Stück" Hans Hurchs Mund höchst verzückte Worte. Der Viennale-Chef konstatiert, Valeska Grisebachs Drama sei "schön und schmerzhaft wie aus Feuer gemacht". Manch einer würde in der brandenburgischen Landschaft nur Ödnis entdecken. Grisebach sieht in den großen Weiten mehr: "Man spürt, was alles noch möglich wäre. Verspürt plötzlich Sehnsucht." - Markus, der sein Leben bis dato eigentlich als glücklich bezeichnet hätte, kann sich darin nicht mehr zurechtfinden: Ein Selbstmord versetzt das Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in nachdenkliche Stimmung - über die Zerbrechlichkeit des Lebens. Und dann bricht eine Tragödie unerwartet in seinen Mikrokosmos ein: Markus liebt seine Frau Ella, verliebt sich aber auch in Rose. - So rasch ist der Plot erklärt.

Sehnsucht mag zwar kein Film großer Worte sein - weil Markus, ein "kleiner Mann", für die großen Gefühlen auch keine Worte findet -, dennoch werden schwerwiegende Dinge ausgesprochen. "Wann habt ihr das letzte Mal so etwas Großes gesagt wie ,Ich würde alles für dich tun'?", fragt Grisebach während der Viennale im ausverkauften Gartenbaukino. Ihr ist mit ihrem zweiten Spielfilm das Kunststück gelungen, eine einfache Tragödie mit leisen Tönen zu inszenieren und damit ein Drama unbremsbarer Wucht zu schaffen, das zugleich federleicht ist. Dass die Darsteller Laien sind, kann man kaum glauben. Die junge Regisseurin streut liebevoll kleine Momente ein; lockert damit auf. Besonders originell der Epilog der Tragödie, ein erlösendes Satyrspiel, bei dem ein "Rat" an Kindern auf dem Spielplatz "tagt" und naseweis über die "Legende", in die sich das Drama der drei Figuren gewandelt hat, debattiert. Bilder für die Ewigkeit; und ein unfassbar schönes, schwebendes, offenes Ende - das nun endlich auch im regulären Kinoprogramm auftaucht.

SEHNSUCHT

D 2006. Regie: Valeska Grisebach.

Mit Andreas Müller, Ilka Welz, Anett Dornbusch. Verleih: Filmladen. 88 Min.

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