Schminke und Schläge

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"C.R.A.Z.Y.", Jean-Marc Vallées rundum geglückter

Film über ein schwieriges Coming-Out.

Liebe auf den ersten Blick - es gibt sie auch beim Ansehen von Filmen. Der kanadische Streifen "C.R.A.Z.Y." strotzt nur so voller Regieeinfälle, dass man befürchtet, der Ideenreichtum könnte dem Erzählen im Weg stehen. Aber Jean-Marc Vallée hat die richtige Mixtur gefunden, formal (mit viel Zeitkolorit) wie inhaltlich. Vorwiegend skurril und witzig in der ersten Filmhälfte mischen sich immer mehr ernsthafte Töne unter die Ereignisse, die sich rund um die Familie Beaulieu über zwei Jahrzehnte hindurch (beginnend in den 60ern) entspinnen. Zacharay wird als vierter Sohn ausgerechnet am Weihnachtstag geboren und verfügt über die besondere Gabe, die Wehwehchen anderer Leute zu heilen. Auch Vater Gervais ist entzückt von dem Jungen, bis er ihn eines Tages dabei überrascht, wie er Schmuck, Kleidung und Schminke seiner Mutter ausprobiert. Von da an begegnet er seinem Sohn mit Misstrauen. Dieser ist zwischen den Gefühlen für seinen Vater und seinen eigenen Wünschen hin-und hergerissen; sein Bruder Raymond beschimpft ihn sowieso als "Schwuchtel". In der Schule verprügelt Zac, wie zum Beweis des Gegenteils, einen schwulen Kameraden, aber zu Hause posiert er im Ziggy-Stardust-Make-up vor dem Spiegel. Der wunderbare Soundtrack trägt diesen rundum geglückten Film, in dessen Zentrum nicht so sehr das Coming-Out, sondern die schwierige Vater-Sohn-Beziehung steht.

C.R.A.Z.Y.-Verrücktes Leben

CDN 2005. Regie: Jean-Marc Vallée. Mit Michel Coté, Marc-André Grondin, Danielle Proulx, Emile Vallée. Verleih: Filmladen. 127 Min.

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