Schreiben, was wichtig ist

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Auch Journalisten waren, ehe es sie in diesen Beruf verschlagen hat, Zeitungsleser. Und da gehörte zum Erwachsenwerden ab den 1970ern die Lektüre der Zeit, des publizistischen Olymps dazu. Und dort auch die Leitartikel wie die Welterklärung von Theo Sommer. 1973–92 war er Chefredakteur, in den Jahren danach blieb er weiter prägend – und jedenfalls an Bord als Herausgeber, Editor-at-Large und Autor. Dass Sommer 2014 – mit 84! – in einem Steuerbetrugsprozess zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt wurde, war ein später Makel einer der größten Journalistenkarrieren in Deutschland. 1958 hatte ihn Marion Gräfin Dönhof bei der Zeit eingestellt, Jahrzehnte prägten „die Gräfin“ und Sommer das Hamburger Wochenblatt. Bis zuletzt verfasste Theo Sommer Online-Kolumnen für seine Zeit – die letzte erschien am 5. Juli, der Titel könnte nicht passender sein für diesen Autor: „Eine neue Weltordnung entsteht.“ Am 22. August ist Theo Sommer 92-jährig verstorben. In seinen äußerst lesenswerten Sommer-Nachruf in der Zeit hat Matthias Naß auch einige journalistische Tipps des Altvorderen verpackt – etwa fürs Schreiben von Leitartikeln: „Erst vereinfachen, dann übertreiben“, oder: „Bitte keine Ironie, die versteht der Leser nicht. Dafür gern mal ein Fremdwort einstreuen, der Leser will etwas lernen. Vor allem aber, erste Maxime: Schreiben, was wichtig ist. Sich nicht in Nebensächlichkeiten verlieren.“ Ein Schwergewicht wie Theo Sommer fehlt dem deutschsprachigen Journalismus schon jetzt.

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