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"Gespenster" begleitet zwei verlorene Mädchen einen Tag lang durch das trostlose Berlin.

Marie!" Françoise ruft das Mädchen, schreit ihr nach. Doch vergebens, das Mädchen rennt davon. Vor Jahren ist Françoises Tochter entführt worden. Doch die Mutter (Marianne Basler) sucht immer noch, immer wieder, reist nach Berlin, um zu suchen. Die da wegrennt ist Nina (Julia Hummer). Sie lebt in einem betreuten Wohnprojekt. Nein, lebt nicht: ist untergebracht. Nina ist einsam, doch nun hat sie eine Freundin gefunden: Toni (Sabine Timoteo). Die traut sich was und stellt Ninas Welt auf den Kopf.

Vierundzwanzig Stunden lang begleitet der Film Nina, Toni und Françoise durch einen trostlosen Berliner Tag. Françoise sucht Marie und findet Nina; Nina und Toni rennen weg, klauen bei h&m, geraten auf ein absurdes tv-Casting. Toni verletzt Nina. Und die fragile Françoise wird von ihrem Mann abgeholt - aus der Psychiatrie.

Das Grimmsche Märchen "Das Totenhemdchen" ist eine der Wurzeln des Filmes. In der grausamen Geschichte trauert eine Mutter so sehr um ihr gestorbenes Kind, dass es als Gespenst zurückkehrt und die Mutter bittet, es loszulassen. Ebenso geisterhaft wirkt der neue Film von Christian Petzold ("Die innere Sicherheit"), seltsam bedrückend und steril. Toni und Nina halten sich aneinander fest und an fernen Träumen von Familie, von Berühmtheit - ohne Halt zu finden. Unglücklich, ohne zu wissen warum, sehnsüchtig, ohne zu wissen wonach.

Petzold verschachtelt die Geschichte und lässt auch das Publikum anfangs ohne Orientierung. Er montiert immer wieder Bilder von Überwachungskameras: von der Entführung der kleinen Marie, vom Diebstahl im Kaufhaus. Menschen beobachten einander, scheinbar emotionslos. Es entstehen verknüpfte Bilder und Schicksale. Doch die Einsamkeit bleibt.

GESPENSTER

D 2005. Regie: Christian Petzold. Mit

Julia Hummer, Sabine Timoteo, Marianne Basler. Verleih: Stadtkino. 85 Min.

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