Sissi zwischen Gut und Böse

Werbung
Werbung
Werbung

Mit "Star Wars - Episode II" zeigt George Lucas einmal mehr, dass er sich längst in sein ganz eigenes Universum zurückgezogen hat.

Das Universum, das sich George Lucas geschaffen hat, und in dem er mittlerweile auch zu leben scheint, ist voller Wiederholung, voller Eintönigkeit und Einfalt. Längst hat sich der geistige Vater und Inszenierungsmeister der "Star Wars"-Filmreihe vom Geschichtenerzähler zum Schöpfer dreidimensionaler Videospiele ohne Interaktionsmöglichkeit gewandelt, längst schon zählt nicht mehr die Handlung, sondern einzig und allein das durchkomponierte Bild, das in seiner Entstehung mehrere Arbeitsprozesse benötigt, um formvollendet auf der Leinwand zu erstrahlen. Die Leistung des Visionärs Lucas, der seinen Sternenkrieg unter allen Umständen zu Ende kämpfen muss, besteht darin, nicht den Überblick über die Tausenden und Abertausenden digital kreierten Maschinensoldaten, die er in seinen filmischen Vernichtungskrieg hetzt, zu verlieren. Darin beschränkt sich seine Vision als Regisseur. Die wenigen realen Schauspieler, die noch in Lucas' "Star Wars - Episode II: Angriff der Klonkrieger" missionieren dürfen - denn es ist eine Mission, die sie antreibt - kämpfen auf verlorenem Posten gegen die Übermacht der im Rechner geklonten Figuren, denen allesamt eines fehlt: Leben.

Schon allein deshalb hat Lucas die neue Folge seines Sternenkriegs mit etlichen Schauspielern besetzt, die unbeschriebene Blätter sind, die also auch nichts zu verlieren haben. Denn eine Herausforderung ist "Star Wars" für Schauspieler nie gewesen, höchstens, wenn sie sich beim Dreh im Kampf mit imaginären Wesen befinden, die Meister Lucas erst später am Computer dazuerfindet. Ein wenig staubig wirkt die Sternensaga schon, die Lucas mit "Episode I" (1999) 20 Jahre nach seinen Science-Fiction-Meisterwerken "Star Wars", "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi Ritter" fortsetzte. Zwar ist die neue "Episode II" besser choreographiert als "Episode I", zwar sind auch die Explosionsorgien atemberaubend; doch all das geht zu Lasten einer Geschichte, in der es nur mehr hölzerne Dialoge und übertrieben gespielte Emotionen und Gesten gibt. Die ehemalige Königin, jetzt Senatorin Amidala (Natalie Portman), wird von dem angehenden mächtigen Jedi-Ritter Anakin Skywalker (Hayden Christensen) beschützt, weil ihr die Bösen an den Leib wollen. Dass Anakin später selbst zum Bösen konvertiert, weiß das Publikum, weshalb Lucas freilich nicht mit (durchwegs aufgesetzten) Anspielungen geizt.

Zwischen Anakin und Amidala entwickelt sich eine Liebe, die Lucas so bildgewaltig in Szene setzt, als wäre der letzte Film, den er vor Drehbeginn gesehen hat, "Sissi - Schicksalsjahre einer Kaiserin" gewesen.

Im Universum von George Lucas gibt es keine Graustufen. Nur schwarz und weiß, nur Gut und Böse. Aber eigentlich nur böse, da das Gute stets damit hadert, nicht auf die "dunkle Seite der Macht" zu kippen. Und vielleicht ist die Sternensaga auch deshalb so erfolgreich, weil die westliche Welt den Propaganda-Slogan von "den Guten und den Bösen" längst unkritisch verinnerlicht hat.

STAR WARS: EPISODE II - Angriff der Klonkrieger. Star Wars: Episode II - Attack of the Clones. USA 2002. Regie/Produktion: George Lucas. Drehbuch: George Lucas, Jonathan Hales. Mit Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen, Christopher Lee. Verleih: Twentieth Century Fox. 135 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung