Sommerliches Dramolett

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Leider, so ließ uns die Anstalt wissen, hätte der Beitrag nicht ausgestrahlt werden können. Er wäre nicht rechtzeitig fertig geworden. Wir warteten gespannt, ob nun Redakteursköpfe fallen würden. Vergebens – denn die Journalisten seien ganz und gar nicht schuld gewesen, zeterte der Redakteursrat des ORF: Hätte man gewollt, wäre der Beitrag natürlich fertig gewesen. Aber offensichtlich wollte man nicht.

Wer ist „man“? Wir ahnen es: Der ZIB 2-Beitrag rankte sich ja rund um die Krone, die seit Wochen aus all ihren Rohren für Werner Faymann und seine Partei schießt. Die ORF-Oberen wähnten sich in vermintem Gelände: Die SPÖ gehört zu den Polit-Akteuren am Küniglberg und vom alten Herrn aus der Muthgasse weiß man, dass ihn nichts so ärgert wie (kritische) Berichterstattung über seine Meinungs-Machenschaften: Seit 2002, als der Sender Arte die Kult-Doku über die Krone ausstrahlte, findet man im Kleinformat kein Arte-Programm mehr. Nicht auszudenken, mögen sich damals die ORF-Chefitäten gedacht haben, wenn Dichand auch das ORF-Programm aus dem Blatt kippt. Bis heute blieb im ORF die Krone-Doku ungesendet.

Eigentlich ist es zweitrangig, ob nun eine SP-nahe Intervention oder die Angst des ORF vor dem Krone-Patriarchen zu diesem Dramolett geführt hat. Das Treiben erinnert an üble Zeiten. Auch der Beitrag, der letzten Montag dann doch den Weg in die ZIB 2 fand, machte uns nicht froher: War ja korrekt, was da berichtet wurde, es durften proporzmäßig alle Politiker von Werner Faymann bis Heide Schmidt einen Sager abgeben, Dichand & Co waren – wer hätte anderes gedacht? – zu keinerlei Wortspende bereit: Alles in allem drei Minuten vierzig Sekunden Harmlosigkeit.

N.B. Quasi zur Einstimmung landeten wir vor besagter ZIB 2 beim „Report Mainz“ auf der ARD. Einmal mehr konnten wir dort mitansehen, welch glasklar-kantiger Journalismus bei einer öffentlich-rechtlichen Anstalt auch möglich ist. Otto Friedrich

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