Störaktionen von "News"

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Intendantin Zechner vor Taxi Orange 2-Start: "Alle ORF-Programme sind öffentlich-rechtlich."

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Intendantin Zechner vor Taxi Orange 2-Start: "Alle ORF-Programme sind öffentlich-rechtlich."

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Man konnte ihn förmlich sehen, den Rauch, der aus den Köpfen der ORF-Kreativen aufstieg. Lange hatten sie über dem Konzept zur Fortsetzung des Reality-Soap-Abenteuers Taxi Orange gebrütet. Herausgekommen ist ein sanfter Relaunch für die zweite Staffel (Start: 20. April), bei der vor allem die verstärkten Marketingmaßnahmen des ORF auffallen. Am Küniglberg hat man scheinbar die "Goldgrube Taxi Orange" erkannt.

So wird es beispielsweise einen Taxi Orange-Club geben, bei dem man mittels Mitgliedskarte Vergünstigungen auf Merchandising-Produkte sowie ermäßigten Eintritt bei den österreichweit geplanten Taxi Orange-Clubbings erhält. Weiters wird im Vienna Twin Tower am Wienerberg ein Taxi Orange-Cafe mit 250 Sitzplätzen eröffnet, in dem Fans schon untertags über eine Großbildleinwand Live-Bilder aus dem Kutscherhof sehen können.

Inhaltlich wird sich dagegen nicht viel ändern. "Wir wollten Taxi Orange nicht verschärfen", sagt ORF-Programmintendantin Kathrin Zechner. "Misserfolge wie die SAT.1-Show Girlscamp, wo man in Gigantomanie verfallen ist, zeigen, dass es nicht notwendig ist, die 'Schraube anzuziehen'". Vielmehr sei es wichtig, dass die orangen Taxler in einer normalen Alltagssituation blieben, damit sich das Publikum mit ihnen identifizieren könne.

Insgesamt 69 Tage steht der ORF wieder unter dem Taxi Orange-Logo, diesmal noch drastischer als bei der ersten Staffel. Den Countdown bis Sendestart werden drei Schauplatz-Dokumentationen (ab 18. April) über "echte" Taxifahrer verkürzen. Die tägliche Hauptsendung (diesmal ohne jegliche Werbeunterbrechung!) findet abwechselnd im Hauptabend und im Vorabend statt. "Wir wollen im Vorabendprogramm beweisen, dass sich die Investitionen in Eigenproduktionen auch auf diesem Programmplatz lohnen", sagt Zechner. Hintergrund für diese Entscheidung war aber nicht zuletzt der Protest vieler Seher, die mangels anspruchsvoller Alternativen zu Taxi Orange lieber gar nicht fernsahen. Bei Taxi Orange 2 sind also einige Abende taxifrei. Dazu kommt die neue Sendung TXO Club, die jeweils um 18 Uhr 30 Hintergrundberichte über die Kandidaten liefert. Die Abwahlen der Kandidaten finden künftig immer am Freitag im ORF-Zentrum statt. Keine Sendung wird nach 22 Uhr enden - aus Rücksicht auf die wütenden Anrainer rund um den Kutscherhof in der Wiener Speisinger Straße. Alle Sendungen werden wieder von Dodo Roscic moderiert.

Doch damit nicht genug: "Wenn im Kutscherhof interessante Themen diskutiert werden, so werden die verschiedenen ORF-Redaktionen diese Themen in ihren Sendeformaten weitertragen und vertiefen", sagt Zechner. "Wird zum Beispiel über den Tod philosophiert, so ist das sicher etwas für unsere Religionsschiene Kreuz & Quer". Der ORF nennt so etwas dann wohl "Heranführen der Zielgruppe an öffentlich-rechtliche Inhalte".

Apropos öffentlich-rechtlich: Ist es gelungen, junge Seher durch Taxi Orange wieder zu den öffentlich-rechtlichen Kernprogrammen des ORF zurück zu gewinnen? "Ja, auf jeden Fall", meint Zechner. "Aber die Programme des ORF sind ohnehin alle öffentlich-rechtlich".

Optimismus wohin man sieht. Und das trotz "unprofessioneller Störaktionen eines Wochenblattes mit vier Buchstaben", so Zechner. Gemeint ist damit News, das bereits vorab einige der "Kandidaten" abfing und mit Foto veröffentlichte. "Diese Kandidaten haben dank News nun kaum Chancen auf einen Einzug in den Kutscherhof, da die Sendung nur funktioniert, wenn sich die Teilnehmer vorher nicht kennen", ärgert sich Zechner. Jegliche Zusammenarbeit mit News wurde sofort aufgekündigt. Auf Promotion durch das Schwestermagazin tv-Media will man aber nicht verzichten.

International befindet sich der Reality-Trend längst im Sturzflug, der ORF erhofft sich aber weiterhin volle Kassen und zufriedene Gebührenzahler. "Bei uns muss sich die ganze Familie wohlfühlen", sagt Zechner. Ihre Behauptung, Taxi Orange sei bereits "ein Stück österreichisches Leben" geworden, scheint allerdings ein wenig zu kühn zu sein.

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