Surfer unter der Lupe

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Interessiert, ehrgeizig und hedonistisch: Studien über den "typischen" Internet-Nutzer

Sie sind vielseitig interessiert, sehr mobil, selbstbewusst und haben einen Hang zum Hedonismus. Sie interessieren sich verstärkt für Politik, Wissenschaft und Geldanlage. Und: sie sind bereits zu 42 Prozent weiblich - ein Spitzenwert im europäischen Vergleich. Österreichs regelmäßige Internetnutzer - nach Erhebungen der Media-Analyse 2000 mittlerweile rund 40 Prozent der Gesamtbevölkerung - haben sich zum Liebkind der Analytiker und Meinungsforschungsinstitute gemausert. Vor allem ihre Interessen und Kaufgewohnheiten stehen dabei im Mittelpunkt. Kein Wunder, lässt doch die Zukunft des Europäischen Online-Handels Großes erwarten: Nach einer Studie des deutschen Marktforschungsinstituts Forrester würde sich das Volumen des Einzelhandels in Europa bis zum Jahr 2006 von heuer geschätzten 17 Milliarden Euro auf 152 Milliarden Euro (rund 2.100 Milliarden Schilling) verneunfachen.

Grund genug also, um der Persönlichkeit des typischen österreichischen Internet-Nutzers stärker nachzuspüren. Zudem verbringt er mit 17 Stunden pro Monat sogar mehr Zeit im Cyberspace als der durchschnittliche europäische User (16,3 Stunden). Eines sind Internet-Surfer auf jeden Fall, kommen die Meinungsforschungsinstitute Fessel-GfK, Gallup und Ifes in ihrer Detailauswertung der Media-Analyse 2000 überein: Informationshungriger als ihre nicht-surfenden Kollegen. Sowohl im Bereich Politik, als auch auf dem Gebiet von Wissenschaft, Geldanlage, Sport und High Tech schlagen die 14- bis 49-jährigen, gebildeten Netz-Nutzer die vergleichbare Gruppe der Nicht-Nutzer um Längen. Einzig das Faible für kulturelle Veranstaltungen bleibt in beiden Gruppen gleich. Überraschendes Detail der Auswertung: Punkto Haarpflege zeigen Web-User durchwegs geringeres Interesse.

Andere Werte

Für die Werbewirtschaft ist diese banale Feststellung allemal von Bedeutung - ebenso wie die persönlichen Werteinstellungen des gebildeten (und kaufkräftigen) Internet-Users zwischen 14 und 49 Jahren. Während für ihn sowohl Selbstverwirklichung als auch Sex und Erotik eine größere Rolle spielen, hat er für Werte wie Fleiß, Familie, Treue, Kinder und den Glauben an Gott weniger übrig als Nicht-User.

Deutlich wird durch die Analysen vor allem eines: Das Klischee vom regelmäßigen Internet-Nutzer als sozial verarmtem Netz-Junkie wird von der Realität ad absurdum geführt: So ist über ein Viertel der regelmäßigen Surfer dieser Altersgruppe an fünf bis sieben Abenden pro Woche außer Haus unterwegs. Als wahre Stubenhocker entpuppen sich im Vergleich dazu die Internet-Abstinenten: Unter ihnen kehren nur 16,2 Prozent derart häufig dem Eigenheim den Rücken.

Offen sind typische Web-User aber nicht nur für gesellige Abende, sondern auch für Informationen aus den "traditionellen" Medien: Zeitungen, Zeitschriften und das Radio werden häufiger beziehungsweise regelmäßiger von ihnen konsumiert als von "Netzmuffeln". Besonders deutlich wird dieser Trend bei den 14- bis 49-Jährigen mit gehobener Ausbildung. 60 Prozent unter ihnen werfen regelmäßig einen Blick in Zeitungen, während sich nur knapp die Hälfte der Nicht-Nutzer dafür begeistern kann. Auch für Zeitschriften und Radio interessieren sich Internet-Surfer mit 30 Prozent häufiger als ihre nicht surfenden Kollegen (rund 20 Prozent). Einzig beim TV-Konsum zeigt sich ein anderes Bild: Betrachtet man die Gesamtbevölkerung, so sehen 55 Prozent häufig fern, während Internet-Nutzer nur zu 48 Prozent regelmäßig ihren Computer gegen den TV-Bildschirm tauschen.

Dass regelmäßiges Surfen nicht automatisch Begeisterung für das neue Medium weckt, macht hingegen eine andere Studie des Marktforschungsinstitutes Fessel-GfK deutlich: Zwar verfügt in Österreich bereits jeder Zweite über einen Internetanschluss, doch nur knapp ein Drittel der Nutzer steht dem Internet positiv gegenüber. Am beliebtesten ist das World Wide Web bei Männern zwischen 20 und 29 Jahren. Sie dominieren jene acht Prozent der User, die das Netz mit "Enthusiasmus" nutzen und bereits ihren Alltag rund um das Internet organisieren. Frauen hingegen stehen dem Internet meist gemäßigter gegenüber und verfallen seltener in extreme Verhaltensweisen, stellt das Institut fest.

Dass der virtuelle Boom weitergeht, ist indes unbestritten. Marktforscher erwarten sich für das Jahr 2005 nicht weniger als eine Milliarde Internetnutzer weltweit. Genau zu diesem Zeitpunkt werden nach Expertenmeinung die USA ihre Spitzenposition bei der Internet-Nutzung an Europa verlieren - und auch noch vom Asiatisch-Pazifischen Raum überflügelt.

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