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"8 Frauen" von François Ozon feiert in knallbunten Farben die großen Schauspielerinnen des französischen Kinos und beglückt damit das Publikum.

François Ozon ist ein glücklicher Mann. Ihm liegen die Frauen zu Füßen, Frauen aus vier Generationen. Sie beten ihn an, wenn er den Taktstock hebt und ihn zur Musik auf und ab bewegt. François Ozon dirigiert ein Orchester, das einzig aus Frauen besteht, selbst die Wiener Philharmoniker würden staunen, welche Töne dabei herauskommen. Mit "8 Frauen" ist Ozon ("Unter dem Sand") endgültig zum beliebtesten und bekanntesten Regisseur seiner Heimat Frankreich gereift und die großen Diven des französischen Kinos haben ihm die Räuberleiter gemacht und ihn auf den Thron gehievt.

Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Fanny Ardant, Emmanuelle Béart, Ludivine Sagnier, Firmine Richard, Virginie Ledoyen und Danielle Darrieux bevölkern jenes tiefverschneite Haus, in dem Ozon zum Diven-Tanz mit Damenwahl bittet. Ein toter Mann liegt im Schlafzimmer und er soll auch der einzige Mann in diesem wunderbaren Film bleiben. Die Frage ist nur: Wer hat das Familienoberhaupt ins Jenseits befördert? Die simple Handlung von "8 Frauen" zeigt, dass sich der Film selbst nicht sonderlich ernst nimmt und die Bühne lieber seinen Protagonistinnen überlässt. "8 Frauen" ist in erster Linie ein Film über Schauspielerinnen, dann erst ist er ein Krimi, aber auch ein Musical, eine Komödie, aber auch ein Melodram. Widersprüche gehören zu Ozons Konzept, schließlich liefern sich die großen Filmstars mit dem Nachwuchs der französischen Filmwelt, die immer auch ein bisschen die reale Welt der Franzosen gewesen ist, ein Duell nach dem anderen. Die Deneuve, als Chefin im Haus ständig im Clinch mit ihren Film-Töchtern, die Huppert als alternde Jungfer, ständig im Kampf mit allen und vor allem mit sich selbst, oder die geheimnisvolle Fanny Ardant, die keine Unterwäsche trägt, als sie plötzlich auftaucht und den Mordverdacht auf sich zieht. Emmanuelle Béart, die in einer Szene mit Deneuve ihre streng zurückgebundenen Haare aufschüttelt - und in einer Frisur dasteht, wie sie die Deneuve in den 60er Jahren berühmt gemacht hat. Auch Romy Schneider fehlt nicht: Sie ziert ein Foto, das in einer Szene von "8 Frauen" für eines der schönsten Amüsements sorgt. Ozon und die Frauen: Er spielt sie gegeneinander aus und verschafft jeder von ihnen einen unvergesslichen, gewagten Auftritt. Das Wagnis: Jede der acht Schauspielerinnen begibt sich aufs winterliche Glatteis und singt. Singt aus voller Kehle zu den Klängen französischer Chansons! Wo im Weltkino, außer in Frankreich, wäre es möglich, dass sich große Stars so sehr selbst auf den Arm nehmen?

Alles in diesem Film ist die pure Künstlichkeit: Ein verschneites Landhaus in den 50er Jahren - gewollt unübersehbar eine Studiokulisse. Nicht reale, weil göttliche Frauengestalten in technicolorfarbenen Dekors und Kostümen: sattes Rot, Blau, Grün und Gelb. Liebe, Missgunst, Rache und Neid. Dazu Gesang und Spaß wie in einer Slapstick-Komödie. "8 Frauen", das ist eine Liebeserklärung an das Kino der 50er Jahre, auch an George Cukors "The Women", vor allem aber an die französische Frau, wie man sie von der Leinwand her kennt: Schön, sinnlich, scharfsinnig und überlegen. Nur: Was passiert, wenn die Überlegenheit nun auf acht gleichwertige Überlegenheiten trifft und sich nicht am männlichen Geschlecht behaupten kann? Dafür ist der Regisseur als einziger Reibebaum da. Und deshalb darf er sich glücklich schätzen. Das Kinopublikum übrigens auch.

8 Frauen - 8 femmes. Frankreich 2002. Regie: François Ozon. Mit Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Fanny Ardant, Virginie Ledoyen, Danielle Darrieux, Ludivine Sagnier, Firmine Richard, Dominique Lamure. Verleih: Polyfilm. 111 Min.

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