Tatort Emanzipation

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Es ist eine der Krimigeschichten, wie sie so ähnlich schon unzählige Male im Tatort über die Bildschirme geflimmert sind: Unglückliche Ehen führen zu Affären, die wiederum die betrogenen Ehemänner provozieren.

Im aktuellen Fall Liebe am Nachmittag, der letzten Sonntag on air ging, war der Seitensprungpartner dann auch noch Callboy mit eifersüchtiger Freundin. Da sind ein oder zwei Morde schnell ins Drehbuch geschrieben.

Aber dann waren da auch noch die privaten Grübeleien von Kommissar Freddy Schenk: Ist die ihm Angetraute tatsächlich auf Fortbildung? Oder vergnügt sie sich mit einem anderen, wie die Proponentinnen des aktuellen Falles? Und warum muss sie überhaupt arbeiten? Die Kinder hat sie großgezogen, jetzt könnte sie sich doch endlich liebevoll um den stressgeplagten Gatten kümmern, wie es sich gehört. Dass das die ureigenste Aufgabe der Frauen ist, steht ja schon in der britischen Zeitschrift Housekeeping monthly - anno 1955.

Vermutlich versuchen die Drehbuchautoren des Tatort, mit der Überspitzung solcher Klischees besonders gesellschaftskritisch zu sein. So richtig gelingen will die Übung nicht.

Man ortet schon die Gefahr: Mäßig emanzipationsbegeisterte Männer klatschen sich vor dem Bildschirm auf die Schenkel und grölen: "Recht hat er", bevor sie der Holden in der Küche (wo sonst?) zurufen, sie solle noch ein Bier bringen.

Schlussszene im Film: "Verheiratete Männer leben länger als unverheiratete", sagt der unverheiratete Kommissar Max Ballauf. Worauf der verheiratete Schenk meint: "Glaub ich nicht. Das fühlt sich nur so an."

Tatort-Folgen mit dem Nebenschauplatz Emanzipation dauern länger als andere.

Vielleicht fühlt es sich aber auch nur so an.

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