Touchee dem Klischee

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Spione und Geheimagenten: das sind gutaussehende Übermenschen à la Sean Connery, Roger Moore oder Pierce Brosnan - in der Fantasie. Die Traumfabrik Hollywood prägte mit ihrem Faible für das lukrative Genre der Geheimagenten-Action die Vorstellung von dieser Zunft mehr, als es die wirklichen Geheimagenten, die ja - nomen est omen - geheim agieren, je taten. Da herrscht natürlich eine akute Wissenslücke, und genau diese will die Serie Top Secret auf orf2 füllen - mit den wahren Spionen: Von Oberst Redl, der den Ersten Weltkrieg mitentschied, bis General Poljakov, der für die Amerikaner knapp 1700 russische Agenten auslieferte, wurde dabei am Freitag der Bogen gespannt.

Doch die echten Agenten taten sich schwer, die einzementierten Klischees aus über 80 Jahren Hollywood in nur 50 Minuten Dokumentation aufzubrechen. Umso mehr, als davor auf orf1 Tom Cruise als Super-Geheimagent Ethan Hunt in einer "Mission Impossible" mit realitätsfernen Leistungen zu sehen war. Dagegen wirkte dann das wahre Agentenleben ein wenig bieder, obwohl auch Top Secret versucht, eben jene Spannung zu erzeugen, von denen das Genre der Agentenfilme lebt - mit Zwischensequenzen, in denen Männer in Trenchcoat und mit hochgestellten Kragen durch dunkle Gassen hetzen und sich an ihre Aktentasche krallen.

Doch diese Sequenzen hätte Top Secret gar nicht gebraucht. Die Geschichte der wahren Geheimagenten ist schön aufgearbeitet und die Anekdoten der Wirklichkeit wirken sehr viel stärker als die Übertreibungen Hollywoods. Denn während Tom Cruise noch den perfekten Agenten mimte, erfreute man sich an den menschlichen Zügen der wirklichen Geheimagenten, an ihren unterschiedlichen Beweggründen zwischen Ideologie und Habgier und an den Fehlern, die sie machten - einfach an der Menschlichkeit, die Hollywood verschweigt.

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