Touristen sterben nicht

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Charlotte Rampling wird in Laurent Cantets "In den Süden" aus dem Sonnen-, Strand-und Sexparadies Haiti vertrieben - in die politische Realität.

Haiti in den Siebziegerjahren: Drei alternde Amerikanerinnen betreiben Sextourismus - bzw. "Liebestourismus", wie Regisseur Laurent Cantet korrigiert haben will: Die vernachlässigt-gelangweilten Damen genießen es, ihre Sehnsüchte zu stillen - inmitten der paradiesischen Silhouette, die leicht vergessen lässt, dass wenige Kilometer weiter Aufruhr und Angst, ausgelöst durch das Regime von "Baby Doc" Jean-Claude Duvalier, herrschen. Doch bald kollidieren Sonne, Strand und Sex mit politischen Unruhen - und Ellen und Brenda, die um den jungen Legba rivalisieren, sind dazu gezwungen, die Realität zu erkennen.

"Der Film stigmatisiert nicht den Sex-Tourismus. Ich wollte aufzeigen, welche Komplexität sich hinter dem Thema verbirgt, wenn sich körperliche Begierden mit Politik überkreuzen", meint Cantet (L'Emploi du Temps) über das Szenario, das man am ehesten mit Michel Houellebecq assoziiert. Cantet verurteilt seine Figuren nicht. Dadurch entwickelt sich ein aufrichtiges Drama, bei dem sich die Machtstrukturen immer wieder verschieben.

Wenn Ellen (wunderbar: Charlotte Rampling) am Ende einem Polizisten ihre Schuldgefühle offenbart, fällt ein einfacher Satz, der ihr klarmacht, dass sie mit den politischen Geschehnissen nichts zu tun hat: "Touristen sterben nicht".

IN DEN SÜDEN - VERS LE SUD

F 2005. Regie: Laurent Cantet.

Mit Charlotte Rampling, Louise Portal, Karen Young. Verleih: Polyfilm. 105 Min.

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