UREIGENSTES Interesse

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Das Jahr 2001 endete - presseratsmäßig - mit einem Eklat: In den letzten Tagen des Jahres hatte der VÖZ, der Zeitungsherausgeberverband, seine Mitgliedschaft beim Presserat, dem Selbstkontrollorgan der Printmedien, gekündigt. Dessen Arbeit sei ineffektiv und folgenlos - so der Tenor der Begründungen. Die Journalistengewerkschaft, die neben VÖZ, Presseclub Concordia und Zeitschriftenverband den Presserat mitträgt, argwöhnte hingegen Einflussnahme etwa Hans Dichands, der ein gefügiges Gremium wolle. und die Ausschaltung der Sozialpartner. Im Jänner wollte man beim VÖZ dann doch nicht so heiß essen wie man gekocht hatte und verlängerte bis Mitte des Jahres den "alten" Presserat. Bis dahin wollte man sich mit der Gewerkschaft auf einen "Presserat neu" einigen. Doch die Verhandlungen scheiterten - laut VÖZ, weil die Gewerkschaft ihren "Alleinvertretungsanspruch" nicht aufgeben wollte, laut Gewerkschaft, weil im vorgeschlagenen Modell das "einzig Neue war, dass die Gewerkschaft hinaus" solle. Tatsächlich hatte der VÖZ vorgeschlagen, den Presserat künftig mit zwei Vertretern pro Medium - ein Verlegervertreter, ein von den jeweiligen Redaktionen gewählter Redakteursvertreter - sowie mit einem Drittel der Sitze aus den alten Trägerorganisationen zu beschicken. Dass Österreich zur Zeit somit "presseratslos" ist (auch wenn einige Ratsmitglieder weitermachen wollen), sollte nicht bloß auf einen sozialpartnerschaftlichen Konflikt reduziert werden. Denn auch Medien bedürfen der Kontrolle. Das Heikle dabei: Wenn es den Beteiligten nicht gelingt, ein allseits akzeptiertes Modell der Selbstkontrolle n eu zu etablieren, ist Feuer am Dach. Dann könnte die Politik versucht sein, den Medien Kontrollinstanzen zu verpassen. Die historische Erfahrung - nicht nur in Österreich - lehrt, dass solch politisch verordnete Kontrolle der Pressefreiheit alles andere als förderlich ist. Dass sich Verleger und Journalistenvertreter schleunigst auf ein gangbares Modell einigen, liegt im ureigensten Interesse der gesamten Gesellschaft Österreichs.

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