Urlaub auf der Bohrinsel

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Isabel Coixet wendet sich in "Das geheime Leben der Worte" wieder großen Emotionen zu -auch die Vergangenheit ist stets präsent.

Wie wäre es mit der Karibik? Ein Urlaub unter Palmen, faul am Strand liegen, hier, da wäre gleich ein Prospekt. Es ist ein Gespräch zwischen Angestellter und Vorgesetztem, wie es selten stattfindet. Ob er sie feuern möchte, fragt Hanna. Nein, wo denke sie hin, antwortet ihr Boss (mit stapelweise Urlaubsangeboten in der Hand), man feuere doch niemanden, der sich seit Jahren nie krank gemeldet, nie Urlaub genommen hat. Loswerden will er sie dennoch. Zumindest einen Urlaub lang. Den Kollegen geht die penible Einzelgängerin auf den Geist, die Beschwerden häufen sich. So startet die introvertierte Hanna in einen unfreiwilligen Urlaub. Palmen sieht sie keine, es ist kein Urlaub aus dem Katalog: Sie landet auf einer Bohrinsel, wo sie nach einem Brandunfall als Krankenschwester einspringt. Wie durch eine Nebelwand geraten allmählich vereinzelte Details über Hanna ins Blickfeld - ihr Wesen, ihre Geschichte. Durch die Konfrontation mit dem Patienten (Tim Robbins) beginnt ihre Person Kontur anzunehmen, etwas von sich preiszugeben. Durch Simon (Javier Cámara), den Koch, beginnt sie sich zu öffnen und endlich mit ihrer Alltagsroutine zu brechen, die aus Hühnchen, Reis, einem halben Apfel zum Essen und täglich einem neuen Stück Seife besteht. Es ist ein reduziertes Szenario, in dem Isabel Coixet ihre großartigen Darsteller agieren lässt, und eine beklemmende Atmosphäre, in der sich der Zuschauer erst zurechtfinden muss. Für die Figuren entwickelt sich nach und nach ein Gespür. Die Vergangenheit, die alle einholt, macht besonders Hannas seltsames Verhalten fassbar.

Es ist keine leichte Kost; es ist der Moment, in dem das Drama eine unerwartete Wendung einschlägt. Wie schon bei ihrem herausragenden Drama "Mein Leben ohne mich" treten auch bei Coixets fünftem Spielfilm "Das geheime Leben der Worte" die Brüder Almodóvar als Produzenten auf. Und wie damals wendet sich Coixet auch hier großen Emotionen zu: schmerzhaft, zartbitter, ziemlich pathetisch - und dennoch umwerfend.

DAS GEHEIME LEBEN DER WORTE

The Secret Life of Words

Spanien 2005. Regie: Isabel Coixet. Mit Sarah Polley, Tim Robbins, Javier Cámara, Julie Christie. Verleih: Tobis. 112 Min.

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