Verhöhnte Pressefreiheit

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788 Journalisten, so die jüngsten Zahlen des 'Weltverbandes der Zeitungen" WAN, wurden 2005 weltweit inhaftiert. 58 kamen in Ausübung ihres Berufes ums Leben. Auch wenn es in vielen Weltgegenden für Journalisten riskant ist, ihrer Berufung nachzugehen, so gilt einmal mehr die Volksrepublik China als Kerker-'Meister": 32 der Ende 2005 in Haft befindlichen Journalisten sitzen in chinesischen Gefängnissen ein.

Darunter befinden sich Chen Renji und Lin Youping bereits seit 1983 (!) in Haft, weil sie demokratiefreundliche Flugblätter verteilt hatten.

Yu Dongyue, ein Journalist, der sich 1989 an den Demonstrationen gegen die Regierung beteiligt hatte, kam im Februar diesen Jahres frei. Mindestens sechs Jahre soll Yu in einer Zelle von weniger als drei Quadratmetern verbracht haben, zwei Jahre war er in Einzelhaft und wurde gefoltert. Heute erkennt er seine Familienmitglieder nicht mehr und ist nicht mehr imstande, sich ihnen verständlich zu machen ...

Die Internetsuchmaschine Yahoo soll mitverantwortlich sein für die Verhaftung von Shi Tao von der Zeitung Dangdai Shang Bao: Shi hatte 2005 ein E-Mail an eine demokratische Webseite versendet. Yahoo soll die entsprechenden Daten die Behörden weitergeleitet haben. Shi wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Der Chefredakteur der Tageszeitung Nanfang Dushi Bao, wurde 2004 eingesperrt, weil er offen über die SARS-Epidemie berichtet hatte. Erst internationale Proteste erwirkten seine Freilassung, als Journalist darf er aber nicht mehr arbeiten.

Der Internationale Tag der Pressefreiheit, der auch heuer am 3. Mai begangen wurde, zeigt gerade im Blick auf China, wie sehr der Skandal der Unterdrückung von Journalisten bei weiten nicht überwunden ist.

Otto Friedrich

INFORMATIONEN:

www.wan-press.org/3may/2006

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