Vom Nebel schnellen Vergessens

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Die Bilder, die die amerikanische und die britische Regierung am allerwenigsten brauchen konnte, die Bilder von den Misshandlungen, Demütigungen, Folterungen durch die Besatzungstruppen im Irak sind drauf und dran, die politischen Verhältnisse in den USA und in Großbritannien durcheinander zu wirbeln.

Befund Nummer eins: Seit langem waren die Medien beider Länder nicht so frei vom Geruch des vorauseilenden Patriotismus', der ihnen in den letzten Jahren - zum Gutteil zu Recht - nachhing. Endlich scheint es so, als ob Rumsfeld, Bush, Tony Blair & Co nicht ungeschoren davonkommen. Seit langem wieder scheint ein Bewusstsein von den Medien als Kontrollinstrumenten wach zu werden.

Befund Nummer zwei: Die Medien erweisen sich einmal mehr als hysterische Institution: Viele Informationen, die nun rund um die Folterskandale breitgetreten werden, waren zwar längst bekannt - aber lange Zeit kein Thema, um die jeweiligen Politikinteressen nicht zu gefährden. Und auch wieviel vom zur Zeit täglichen "Skandal!"-Geschrei die tatsächlichen Verantwortlichen und die tatsächlichen Opfer trifft, kann im Hype der Gefühle, auf der die globale Medienorgel spielt, schwer ausgemacht werden.

Auch wenn es illusorisch ist, die Medien zum Leisetreten zu mahnen: Mündige Leser/Hörer/ Seher/Surfer sollten dennoch beharrliche Fragen stellen. Zum Beispiel nach der Folter in den - durch die Bank - autoritären Ländern der arabischen Welt, die rund um die anglo-amerikanischen Untaten in einem viel milderen Licht erscheinen, als ihnen zukommt. Oder nach den Sündenböcken wie jener US-Gefreiten, die - quasi als Fratze des Westens - durch die Welt ging sowie bis an die Spitze des Systems nach den verschwiegenen Hintermännern und Befehlsgebern, deren Verantwortung - mangels Bildern - im Nebel schnellen Vergessens zu verschwinden droht.

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