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Godards Klassiker "Vivre sa vie" kommt wieder in die Kinos.

Jean Luc Godard, der große Philosoph des europäischen Kinos, schrieb Filmgeschichte. Wie faszinierend zeitlos existentiell er heute noch ist, lässt sich nun an "Vivre sa vie - Die Geschichte der Nana S." überprüfen. Als österreichische Erstaufführung mit deutschen Untertiteln kommt die Originalfassung dieses Klassikers wieder ins Kino. "Ein Film über die Prostitution, der erzählt, wie eine junge und hübsche Pariser Verkäuferin ihren Körper gibt, aber ihre Seele behält, während sie durch eine Reihe von Abenteuern wie Erscheinungen hindurchgeht, die sie alle menschlichen, tiefen, möglichen Gefühle kennenlernen lässt", schrieb Jean-Luc Godard.

Wie ein zeitloses Bild, als schwarze Fläche, deren Umriss von einem Lichtstreifen gezeichnet wird, erscheint Anna Karinas wunderbares Profil in der ersten Einstellung. Sie ist Nana S. In zwölf mit kurzen Texten eingeleiteten Episoden erzählt Godard von ihrem Versuch, etwas "Besonderes" zu sein. Es geht um das Wesentliche, Existentielle des Lebens. "Im Bistro - Nana will Paul verlassen - ein Spielautomat": so ist das erste Kapitel übertitelt. Nana und Paul haben einander nicht mehr viel zu sagen. "Je mehr man redet, umso bedeutungsloser werden die Worte", stellt Nana fest. Am Spielautomaten herrscht resignierter Waffenstillstand. Paul erzählt, was eine achtjährige Schülerin seines Vaters in einem Aufsatz geschrieben hat: "Das Huhn ist ein Tier, das sich aus dem Äußeren und Inneren zusammensetzt. Wenn man das Äußere wegnimmt, bleibt das Innere und wenn man das Innere wegnimmt, sieht man die Seele."

Godard möchte zur Seele vordringen. Nana geht ins Kino, sie sieht einen Stummfilm über Jeanne d'Arc. "Wir verstehen den Weg erst am Ende", sagt die Heilige. Jedes Wort in diesem Film ist bedeutungsvoll, jedes Bild präzise und schwarz-weiß wie im Stummfilm. Nana träumt von der Schauspielerei und rutscht langsam in die Prostitution ab.

Lakonisch, beiläufig, nicht wertend, gänzlich ohne Nacktszenen schildert Godard das Metier, wählt es als extremste Position des Äußeren.

Das Innere Nanas bleibt davon unberührt, das Verkaufen des Körpers schädigt ihre Seele nicht. Wie Jeanne d'Arc stirbt sie am Ende unschuldig.

VIVRE SA VIE - DIE GESCHICHTE DER NANA S. Frankreich 1962. Originalversion mit franz. Untertiteln. Regie: Jean Luc Godard. Mit Anna Karina, Raoul Sadyrebbot, Paul André, S. Labarthe, Yvette Guylaine Schlumberger. Verleih: Cinematograph. 85 Min.

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