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In "Requiem" dramatisiert Hans-Christian Schmid das schwierige Erwachsenwerden einer jungen Frau, das in einer Teufelsaustreibung endet.

Wenn mancherorts zu lesen ist, es gehe in "Requiem" um den auf einem wahren Fall beruhenden Exorzismus einer jungen Frau in der schwäbischen Provinz der 70er Jahre, dann ist dies zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig. Denn der Film endet, sobald die Teufelsaustreibung beginnt. Nicht dieses mittelalterlich anmutende Ritual ist Gegenstand der Handlung, sondern die stetig wachsende Verzweiflung der Studentin Michaela, die sich schlussendlich nur mehr vom Exorzismus Heilung von ihren Anfällen verspricht.

"Requiem" ist ein Drama ums Erwachsenwerden und darin anderen Filmen des überaus talentierten Hans-Christian Schmid nicht unähnlich - man denke an "23 - Nichts ist wie es scheint" oder "Crazy". Michaela will trotz des Widerstands ihrer Mutter ihr Leben in die Hand nehmen und beginnt ein Pädagogik-Studium in Tübingen. Sie findet in Hanna eine Freundin und mit Stefan auch die Liebe. Doch Michaela erleidet wieder epileptische Anfälle und Wahnvorstellungen. Weil sie es in solchen Momenten nicht schafft, den Rosenkranz oder das Kreuz zu berühren, meint die Tiefgläubige, besessen zu sein. In die Medizin hat sie jegliches Vertrauen verloren. Die unheilvolle Tragödie nimmt ihren Lauf, Argumente der Vernunft des alten Dorfpfarrers verhallen zusehends ungehört. Im Kampf, ein normales Leben führen zu wollen, stimmt sie am Ende einem Exorzismus zu.

"Requiem" ist ein starkes Stück Kino: Zum einen liegt das am intensiven Spiel von Hauptdarstellerin Sandra Hüller, die dafür den Silbernen Bären der Berlinale mit nach Hause nehmen durfte. Zum anderen an der realistischen, behutsamen und konzentrierten Inszenierung. Regisseur Schmid denunziert keine seiner Figuren: Auch in der Strenge der Mutter ist immer wieder die Angst und die Sorge um ihr Kind zu erkennen. Mit zehn Nominierungen geht "Requiem" verdientermaßen als einer der Favoriten ins Rennen um den deutschen Filmpreis. Nachdrückliche Empfehlung!

REQUIEM

D 2006. Regie: Hans-Christian Schmid. Mit Sandra Hüller, Burghart Klaußner, Imogen Kogge, Nicholas Reinke. Verleih: Filmladen. 93 Min.

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