Wahnsinn im Negativ

Werbung
Werbung
Werbung

Robin Williams brilliert in der Rolle eines einsamen Psychopathen.

Einsamkeit macht schrullig. Im Fall des braven Angestellten der Savemart-Fotoabteilung (Robin Williams) ist dies allerdings etwas untertrieben. Er ist aber auch wirklich nicht zu beneiden. Sein soziales Umfeld besteht aus ihm selbst und den Fotos seiner Kunden. So ist es wohl kein Wunder, dass es ihm nicht genügt, diese einfach zu entwickeln, sondern dass er aus der Fülle der Amateurknipser eine besonders Schnappschuss-freudige Familie auswählt, die Wände seiner Wohnung mit ihren Bildern pflastert und den Objekten seiner Begierde nachstellt - zunächst harmlos-freundschaftlich, aber letztlich kriminell.

"One hour photo" ist nicht einfach ein Thriller. Auch nicht wirklich das Psychogramm eines allmählich in seine Obsessionen schlitternden armen Irren. Und auch keine sozialkritische Studie über die Problematik der Anonymität in der modernen Gesellschaft. Der Film schafft es, alle drei Genres in sich zu vereinen, ohne dem Zuschauer das Gefühl zu geben, Regisseur Mark Romanek hätte sich mit dieser Mixtur übernommen. Den Mangel an optischer Experimentierfreudigkeit gleichen der Plot, die filmische Erzählkunst und die schauspielerische Leistung mehr als aus. Robin Williams wird seinem Ruf als Charakterdarsteller einmal mehr gerecht - auch in dieser für ihn untypischen Rolle als bemitleidenswerter Psychopath, dessen eigenes Leben so inhaltslos ist, dass er ein fremdes mit-führen will. "One hour photo" steht für einen spannungsgeladenen Kinoabend, bei dem man sich auch intellektuell nicht unterfordert fühlen muss.

ONE HOUR PHOTO

USA 2002. Regie: Mark Romanek. Mit Robin Williams, Conny Nielsen, Michael Vartan. Verleih: Twentieth Century Fox. 98 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung