Weisheit für den ORF?

Werbung
Werbung
Werbung

Am Montag dieser Woche ist die Ära Zeiler zu Ende gegangen, ab kommendem Montag lenkt Gerhard Weis - bis Mitte Oktober nur interimistisch - die Geschicke am Küniglberg.

Obwohl - oder gerade weil (?) - Weis ORF-Urgestein ist, weiß man nicht so recht, was da auf uns zukommt. Als Opportunist, der die Karriere seiner Wendigkeit verdankt, gilt Weis seinen Kritikern; als gesprächs- und kompromißfähig, ideologisch nicht verbohrt, sondern wohltuend offen bezeichnen Wohlmeinende den CVer. So gut wie niemand stellt in Abrede, daß es sich beim künftigen Generalintendanten (GI) um einen mit allen Wassern seines Metiers gewaschenen Vollprofi, einen Mann von großer Bildung und Erfahrung handelt.

An Gerhard Zeilers eigenwilliger Auslegung des Begriffs "öffentlich-rechtlich" haben viele - auch diese Zeitung wiederholt - Anstoß genommen. Weis war als Generalsekretär voll und ganz auf Zeiler-Linie; vielleicht auch aus Überzeugung, daß es zum Sanierungskurs keine Alternative gab. In diversen Interviews seit seiner Wahl zum GI hat Weis jedoch aufhorchen lassen. Leicht möglich, daß er den vielzitierten Bildungs- und Kulturauftrag des ORF doch anders interpretieren wird als sein Vorgänger: Zeitgeschichtliche Dokumentationen könne er sich auch im Hauptabendprogramm vorstellen, meinte Weis etwa; und auch die Planung eines eigenen außenpolitischen Magazins, wie es einmal der "Auslandsreport" war, wird kolportiert. Nur zwei Beispiele, gewiß. Aber doch erfreuliche Anzeichen.

Hält also die Weisheit Einzug am Küniglberg? Das liegt nicht nur an der Person des Generalintendanten. Denn der schickt sich an, die Leitung einer Firma zu übernehmen, über deren Ziele und künftige Strukturen Unklarheit herrscht. Derartige Vorgaben für den ORF zu definieren, ist bekanntlich Sache der Politiker. Die aber "denken nach", zeigen sich "optimistisch" und "gesprächsbereit" und betonen "grundsätzliche Übereinstimmung". Das wäre erfreulich, wäre das Thema seit gestern auf der Tagesordnung. Doch der "Optimismus" der Koalition erweist sich als äußerst zählebig. mit

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung