HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN - Harry Potter and the Sorcerer's Stone
Der elfjährige Harry Potter erfährt, dass er ein Zauberer ist, dessen Name noch dazu unter seinesgleichen sehr berühmt ist. In seinem ersten Jahr auf Hogwarts, einer Schule für Hexen und Zauberer, hat er schwierige Prüfungen und aufregende Abenteuer zu bestehen. Mit dem ersten Harry-Potter-Band wurde eines der meistgelesenen Bücher aller Zeiten verfilmt, von der Dramaturgie her nahe an der Vorlage, mit einer sorgfältigen, ausgezeichneten Ausstattung und exzellenten Schauspielern und so für alle Fans sicher keine Enttäuschung. Aber auch für Potter-Neulinge bietet der Film kurzweiligste Unterhaltung. Ab 8.
Harry Potter ist in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich: Zuhause, bei seinem Onkel und seiner Tante, muss er unter den Stiegen wohnen und seinen tyrannischen Cousin ertragen. An seinem elften Geburtstag erfährt er plötzlich, dass er ein Zauberer ist, noch dazu, wie es scheint, ein ziemlich mächtiger, denn er ist der Einzige, der jemals einen Anschlag des bösen Voldemort überlebt hat. In Hogwarts, einer Eliteschule für junge Hexen und Zauberer, ist er daher der Held, erst recht, als er seinem Quidditch-Team zum Sieg verhilft und noch dazu Voldemort einmal mehr besiegen kann.
Harry Potter ist aber auch ein außergewöhnliches mediales Phänomen: Die vier bislang erschienenen Bände über den jungen Zauberer (geplant sind insgesamt sieben) zählen zu den meistverkauften Büchern der Geschichte. Millionen von Kindern haben die Bücher gelesen und so all jene Erwachsenen, die den Untergang der Lesekultur herbeireden wollten, Lügen gestraft und außerdem die Autorin J. K. Rowling zur reichsten Frau Englands gemacht. Es wurde sogar von Kindern berichtet, die, weil sie unter keinen Umständen noch ein halbes Jahr warten wollten, bis endlich die deutsche Übersetzung des neuesten Bandes am Markt war, die englischen Wälzer gelesen, übersetzt und via Internet für andere Kinder zugänglich gemacht haben. Spannende Literatur findet eben ihre Leser - auch Erwachsene, für die eigene Auflagen mit nicht ganz so bunten Umschlägen, die in der Straßenbahn vielleicht den Verdacht auf weniger seriöse Literatur aufkommen lassen könnten, herausgebracht wurden.
So konnte es nicht lange dauern, bis auch die Filmindustrie an diesem fetten Kuchen mitschneiden wollte. Warner hat gleich alle Rechte gekauft und bewirft den Markt schon seit Monaten mit Potter-Taschen, -Kalendern etc., worauf ein Harry zu sehen ist, der zwar entfernt an den aus dem Buch erinnert, aber jeden echten Fan einigermaßen nervös machte: Wird Harry Potter wohl Harry Potter bleiben?
Bei der Verfilmung des ersten Bandes mussten sich die Verantwortlichen dementsprechend anstrengen, um dem Original möglichst gerecht zu werden. Und tatsächlich: Vieles ist genau so, wie man es sich beim Lesen vorstellt. Sehr wesentlich trägt dazu die sorgfältige Ausstattung bei, die bis hin zu den kleinsten Details zauberhaftes Flair aufkommen lässt: die vielen verschiedenen Süßigkeiten in ihren witzigen Verpackungen, Bilder im Hintergrund, deren Figuren sich bewegen, das verstaubte Geschäft für Zauberstäbe, die Briefeulen oder der Nimbus 2000, der beste Rennbesen am Markt. Aber auch die Räume wie etwa Harrys Besenkammer oder der große Saal auf Hogwarts entsprechen den Beschreibungen im Buch, und zur großen Erleichterung aller sind auch die Kinder Ron, Hermione und vor allem Harry genau so, wie sie sein sollten. Neueste Tricktechnik sorgt dafür, dass die Besen fliegen, die Zauberer zaubern und diverse Fabelwesen und Gespenster möglichst realistisch durch Hogwarts stapfen oder schweben. Dazu kommen einige nette Einfälle der Regie, die Harry und sein Treiben aus einer hübschen Perspektive beobachten lassen.
Das besondere Flair, das den Harry-Potter-Büchern eigen ist, fehlt vielleicht manchen Lesern, für alle Fans wird der Film aber dennoch keine Enttäuschung sein. Auf jene, die die Bücher nicht kennen, warten über zwei Stunden kurzweiligster Kinounterhaltung, die in guter alter europäischer Tradition Motive aus Märchen und Fantasy verarbeitet, mit einer Fülle an Effekten, Tricks und Schauwerten, die sich jedoch nie in den Vordergrund drängen, sondern immer ganz im Dienst der Geschichte und ihrer zügigen Dramaturgie bleiben.
UK/USA 2001 - Produktion: Heyday Films / Warner Bros. - Produzent: David Heyman - Verleih: Warner - Länge: 152 Min. - Regie: Chris Columbus - Buch: Steven Kloves, nach dem gleichnamigen Roman von J. K. Rowling - Kamera: John Seale - Schnitt: Richard Francis-Bruce - Musik: John Williams - Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Richard Harris, Robbie Coltrane, Alan Rickman, Ian Hart, Maggie Smith, Tom Felton, Richard Griffiths - BBWK: ab 6 (Wien: ab 8) - Prädikat: wertvoll
