Welches TV für die Kids?

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Der "Club M" präsentierte die - auch in der furche durchgeführte Umfrage zum Kinderfernsehen.

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Der "Club M" präsentierte die - auch in der furche durchgeführte Umfrage zum Kinderfernsehen.

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Gegen ihn haben selbst das Internet und Videospiele keine Chance. Der Fernseher, die beliebteste Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen (und so manchem Erwachsenen), ist längst zum einflussreichsten Miterzieher geworden. Wenn Eltern keine Zeit für ihre Kinder haben - der Fernseher schafft Abhilfe. Kinderprogramme gibt es zuhauf.

Diese Fernsehangebote für die Kids waren Thema einer Medienenquete des ökumenischen Medienvereins "Club M" in St. Pölten. Dabei wurde eine Studie präsentiert, die auf Fragebögen beruhte, die in verschiedenen Zeitungen - darunter auch die furche, abgedruckt waren. Als Ergebnis der vom Publizistik-Institut der Universität Wien durchgeführten Studie zweigte sich, für wie wichtig altersgemäße Fernsehinhalte für die Kinder und deren Entwicklung sind.

Die Fragebögen wurden überwiegend von Eltern beantwortet, weshalb die mehrfache Nennung der Sendung mit der Maus als eine der empfehlenswertesten ORF-Sendungen kaum überrascht. Allein, die Sendung selbst ist seit Jahren nicht mehr im ORF zu sehen. Andreas Vana, Redaktionsleiter der Kinderprogramme beim ORF bei der Podiumsdiskussion: "Die in der Studie genannten Sendungen sind die alten Klassiker, die die Befragten einst selbst gerne gesehen haben. Doch die Zeit bleibt nicht stehen, die Kids von heute stehen auf ganz andere Sendungen, die man für diese Studie auch hätte berücksichtigen müssen".

Die meistgenannten Sendungen der Eltern sind neben der Maus auch Universum und Biene Maja. Als einzige rein österreichische Kinder-TV-Produktion schaffte es der Kasperl in das Empfehlungs-Ranking. In der Frage des Nutzwertes von kindergerechten Fernsehinhalten wünschten sich 76 Prozent der Eltern Denk- und Sprachförderung, 74 Prozent lehrreiche Unterhaltung und 67 Prozent die Kennzeichnung von Sendungen nach deren Eignung für verschiedene Altersgruppen. Was für die Eltern im Kinderprogramm nichts verloren hat, ist eindeutig: Gewalt und Brutalität werden von 88 Prozent abgelehnt, Pornografie von 35 Prozent und japanische Comics (!) immerhin von 12 Prozent. Der gegen die Erwartung niedrige Wert bei Pornografie rührt daher, dass bei dieser Frage keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben waren und die Befragten daher frei assoziieren mussten.

"Es ist sehr gut, wenn man Brutalität und Pornografie ablehnt", meinte Thomas Jorda von den Niederösterreichischen Nachrichten auf der Enquete. "Aber wo bleibt der Protest gegen die Dummheit im Programm?" Diese "Dummheit" betreffe vor allem ein wahllos konzipiertes TV-Programm, das zuweilen auf privaten Sendern zu sehen ist. Auch in der Umfrage schnitten der ORF sowie der von ARD und ZDF betriebene Kinderkanal in der Elterngunst am besten ab, "Verlierer" sind Super RTL, Pro 7 und RTL II. "Nicht nur die Programmverantwortlichen der TV-Sender sind gefordert, verantwortungsbewusste Programme zu machen", meinte die stellvertretende niederösterreichische Landeshauptfrau Liese Prokop. "Auch die Erziehungsberechtigten müssen ihren Teil leisten."

Vana warb unterdessen um Verständnis für so manche Maßnahme des ORF, wie etwa den von einigen Anwesenden kritisierten kostenpflichtigen Confetti Club: "Wir wollen in erster Linie die Kinder selbst befragen, was sie im Fernsehen sehen wollen. Außerdem legen wir Wert auf österreichische Inhalte. Das ist unser Grundkonzept beim ORF." Vana forderte auch mehr Realismus im Umgang mit dem TV-Alltag: "Die Kids von heute wollen in erster Linie durch das Fernsehen unterhalten werden. Das belegen alle Umfragen. Das Fernsehen darf nicht zur Schule nach der Schule werden, denn dann zappen die Kinder weg. Und das können sie sehr schnell."

Das Fernsehen sei heute jedenfalls schon fast alleinverantwortlich für die Erziehung vieler Kinder, meinte die Medienpädagogin Christiane Luftensteiner-Höllrigl vom Medienbüro der Bischofskonferenz: "Das Fernsehen übernimmt zusehends die Elternrolle." Nur, dass das Fernsehen als Massenmedium mit den Kids bloß einseitig kommuniziert.

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