Wenn Dichand gratis kommt

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Vielleicht bleibt ja wirklich kein Stein auf dem anderen, und Altgewohntes wird man sich abgewöhnen müssen: Denn nicht nur das Internet und das digitale Fernsehen (in Österreich auch: der eben entstandene Privatradiosektor) verändern die Medienlandschaft und den Medienkonsum nachhaltig.

Als nächstes könnten die gedruckten Produkte an die Reihe kommen: Aus Stockholm ist da seit nunmehr drei Jahren die Kunde von einer 250.000mal gedruckten Tageszeitung namens metro zu vernehmen, die gratis in den U-Bahnstationen aufliegt, 40 bis 70 Seiten stark ist und ausschließlich von Werbeeinnahmen lebt. metro besteht - neben den Inseraten - vorwiegend aus handlichen, während der U-Bahnfahrt lesbaren Kürzestgeschichten; als Motto von Chefredakteur Pitkänen wird der Ausspruch kolportiert: "Jede gute Geschichte kann man in 15 Zeilen erzählen." Inzwischen rechnet sich die Zeitung, ja sie ist sogar zur auflagenstärksten Tageszeitung Stockholms avanciert. Ableger von metro gibt es bereits in Göteborg und Prag, vergangene Woche startete man in Budapest, Startauflage: 160.000 Stück.

Die Gratiszeitungswelle scheint nun auch nach Österreich überzuschwappen. Jedenfalls schwirren in der Branche Gerüchte um ein Interesse Hans Dichands an einer vergleichbaren kostenlosen Tageszeitung umher. Während, wie die APA berichtet, das präsumptive Dichand-Projekt selbst bei den eigenen Leuten nicht unumstritten ist (wäre ein Wiener metro nicht eine hauseigene Konkurrenz zur Krone?) tun sich auch für jene, die nicht an der Kronen Zeitung interessiert sind, fragwürdige Perspektiven auf: So könnte Hans Dichands Medienimperium auf diese Weise endgültig zum kaum konkurrenzierten öffentlichen Meinungsmacher werden. Der bereits spärlichen Medienvielfalt Österreichs würde also noch mehr am Zeug geflickt werden. Zusätzlich würde auch die journalistische Qualität weiter leiden, müßten alle Beiträge auf U-Bahn-Lesefreundlichkeit abgestimmt werden.

Wahrscheinlich - der Erfolg von Stockholms metro und seiner Ableger suggerieren dies - liegt das Projekt im Trend. Werden sich Dichand & Co daher solch eine Innovation entgehen lassen?

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