Wenn Feinde Freunde werden

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Die "Alpbacher Mediengespräche" brachten Anfang September auch eine konkrete Partnerschaft zutage - für gelernte Österreicher eine handfeste Überraschung: Der ORF und der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) einigten sich auf eine gemeinsame Plattform im Internet-Bereich.

Eine Sensation, auf den ersten Blick zumindest, denn die Zeitungen und der ORF lagen einander schon seit Jahren in den Haaren - von den Werbezeiten im TV bis zum hinhaltenden Widerstand des ORF gegen die Privatisierung von Radio und TV reicht die Palette des Konfliktstoffes. Daß VÖZ-Vizepräsident (und Standard-Herausgeber) Oscar Bronner und ORF-General Gerhard Weis die "historische Rivalität" für beendet erklärten, mutet auf den ersten Blick tatsächlich wie eine Revolution an. Auf den zweiten Blick zeigt sich aber, daß die nun verfreundeten Feinde durchaus gemeinsame Interessen haben.

Vor allem auf dem Online-Sektor tut sich zur Zeit einiges. Die Buchkette Libro, aber auch international Große wie America Online, T-Online der Deutschen Telekom sowie ein Ableger von Microsoft scharren in den Startlöchern, um Österreich onlinemäßig zu erobern. Da müssen Österreicher zusammenstehen, um wenigstens auf dem eigenen Markt zu bestehen.

Dem VÖZ dürfte die Aufgabe der ORF-Feindschaft wohl auch aus anderen Gründen weniger schwer fallen als früher: Im März verabschiedeten sich die Mediaprint-Blätter (Krone, Kurier, trend, profil) aus dem Zeitungsverband, weil die VÖZ-Strategie in bezug auf das Privatfernsehen der Mediaprint nicht konvenierte. Dies bedeutete zwar einen schweren Schlag für den VÖZ; andererseits dürfte die Bewegungsfreiheit der Zeitungsherausgeber gewonnen haben, wenn die Interessen der mächtigen Mediaprint nun nicht mehr wie ein Klotz am Bein des VÖZ hängen. VÖZ-Generalsekretär Walter Schaffelhofer bestätigte dies indirekt beim jüngsten Jour fixe des katholischen Publizistenverbandes, als er meinte, die Mediaprint werde der Internet-Partnerschaft von ORF und VÖZ wohl nicht nähertreten, weil die Mediaprint über ihre deutschen Partner starke Connections zu America Online habe.

Auf den Punkt gebracht bedeuten diese Entwicklungen - die unverhoffte Befriedung ORF-VÖZ eingeschlossen -, daß auch der Internetmarkt in Österreich vor sehr spannenden Zeiten steht.

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