Wie es funktioniert

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Die Webseite des Herrn Brain, die über (fast) alles aufklärt.

Was Sie immer schon über ... wissen wollten: Eine Webseite gibt Auskunft über alles und jedes - von der Wirkungsweise eines Benzinmotors bis zur Erklärung von Hypnose. Eine Fundgrube für Wissbegierige.

Warum geht Milch über, aber Wasser nicht? Jetzt, im Sommer, wächst weltweit die Gefahr von Waldbränden: Wie entstehen sie, wie entzündet sich das Gehölz selbst, wovon nähren sich die Flammen, wie stirbt das Feuer von selbst wieder?

Auf diese und Hunderte andere Fragen, vorwiegend technischer Art, antwortet die Webseite des Ingenieurs und früheren Computer-Programmierers Marshall Brain (er heißt wirklich so). Er war schon als Kind wissensdurstig, schraubte Spielzeugautos auseinander und Spielzeugdampfmaschinen. "Ich wollte und will immer allem auf den Grund gehen, um die Funktionsweisen zu begreifen", sagt der 40-jährige Amerikaner - und schuf schließlich die Webseite www. howstuffworks.com, auf der Experten kostenlos Auskunft geben: Wie die Dinge funktionieren ...

Inzwischen klicken mehr als eine halbe Million Menschen diese Seite monatlich an. Sie lesen nicht nur, was ihnen da vorgesetzt wird - sie können auch Fragen stellen, um Erklärung für etwas bitten, was sie nicht verstehen. Pädagogen und Wissenschaftler haben die Seite nicht nur gelobt, ihre Organisationen haben sie sogar mit Preisen ausgezeichnet. "Lehrer mögen einfachere, kleinere Internet-Seiten für ihren Unterricht benutzen", sagt Gerry Wheeler, Direktor der US-Wissenschaftslehrer-Vereinigung (National Association of Science Teachers), "aber die Qualität und Darstellung von Howstuffworks ist einfach nicht zu übertreffen".

Deshalb auch sind viele Lehrer, die Howstuff im Unterricht benutzen, des Lobes voll. "Jeder kann das, was da präsentiert wird, verstehen", urteilt beispielsweise Scott Barber, der in der Roehm Middle School in Berea/Ohio unterrichtet. Einer seiner Schüler wollte kürzlich wissen, wie eine CD funktioniert. Der Lehrer fand die Grundlage zur Antwort bei Howstuff und machte das Thema gleich zu einem größeren Arbeitsgemeinschaftprojekt. "Diese Webseite ist einfach eine Goldgrube", lächelt der Lehrer.

Howstuff-Initiator Marshall Brain ist ein Bauernkind, stammt aus dem dörflichen Zebulon in North Carolina. Eines Tages blickte er aus dem Fenster über den Hühnerstall hinweg und sah, wie der Nachbar den Motor seines Autos ausbaute, ihn in seine Teile zerlegte, wieder alles zusammenfügte und einbaute: "Dieser Nachbar war für mich ein Genie", blickt Brain zurück. Brain sprach mit ihm, besuchte Bibliotheken, bildete sich - und schrieb seinen ersten Artikel: "Die Arbeitsweise eines Motors".

Aus dieser Faszination mit der Technik und der Natur entstand schließlich die Webseite, auf der namhafte, weltweit anerkannte Wissenschaftler "die Dinge" so erklären, dass sie auch von Laien verstanden werden. Bald jedoch wuchsen diesem Mr. Brain die Dinge über den Kopf: Jene, die für ihn schrieben, verlangten Honorar - die Webseite musste nunmehr so gestaltet werden, dass sie auch Gewinne machte.

Brain ging deshalb regelrecht hausieren, und das mit großem Erfolg: Er fand private Investoren, er fand Firmen, die auf seiner Seite werben und dafür bezahlen, er gründete ein Wissenschaftsmagazin, das bereits profitabel ist, und er begann, Lizenzen seiner Seite an Rundfunk- und Fernsehstationen zu verkaufen. Jetzt rollt der Dollar, jetzt beschäftigt Mr. Brain 35 Angestellte, jetzt kann er jeden wissenschaftlichen Beitrag bezahlen.

An erster Stelle der "Dinge", die immer wieder gefragt und per Klick und in großem Detail erläutert werden, steht nach wie vor der Beitrag - mit vielen Links versehen, natürlich! - "So arbeitet ein Motor". Fotos und Zeichnungen vereinfachen das "Begreifen". Interessant und aufschlussreich zugleich - wenn auch schwer erklärlich - ist die Tatsache, dass sich der zweitmeist eingeschaltete Beitrag mit der Frage befasst, wie man Schlösser aufbrechen kann. Antworten werden in großen Einzelheiten in Wort und Bild auf mehreren Seiten erteilt, dutzende Links stehen dafür zusätzlich zur Verfügung. Unter den Angestellten gab es eine lebhafte, teilweise heftige Diskussion um dieses spezielle "Wie geht's". Schließlich einigte man sich darauf, die Beiträge ins Brain-Web aufzunehmen - Ethik hin und her, sagte sich Brain wohl, die überraschend hohe Einschaltquote rechtfertigt die entsprechende Entscheidung.

Ein Thema, das im Augenblick sehr in ist, beschäftigt Mr. Brain seit langem: Gene, Zellen, deren potenzielles Manipulieren. Brain kaufte viele Lehrbücher, darunter eines mit einem Umfang von 1.300 Seiten für College-Studenten. Trotz Fotos und Diagrammen wurde Brain nicht wirklich schlau daraus. Er fand schließlich Wissenschaftler, die alles verständlich erklären konnten - nachzulesen, nachzusehen bei www.howstuffworks.com.

Was aber, wenn doch einmal etwas absolut nicht zu erklären wäre? Mr. Brain, dessen Name mit "Gehirn" übersetzt werden kann, wurde auch hier - vorausschauend - seinem Namen gerecht. Er ließ sich für alle Fälle www.howstuffdoesntwork.com reservieren ...

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