Wie Fernsehen barrierefrei wird

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Österreich leistet sich eine großzügige Fernsehfilmförderung. Ein Teil der Rundfunkgebühren wird dafür verwendet. Thema dabei ist auch die Barrierefreiheit: Fernsehen soll für Seh- und Hörbehinderte zugänglich gemacht werden.

Udo Jürgens lockte ein Millionenpublikum an: Der TV-Zweiteiler "Der Mann mit dem Fagott“ über die Familiengeschichte des Ausnahme-Entertainers gehörte zu den Quotenhits des ORF im Herbst 2011. 1,2 Millionen Euro an Produktionskosten für diesen Film kamen vom Fernsehfonds Austria. Zehn Prozent der Gesamtkosten wurden aus diesem Fördertopf, der aus den Rundfunkgebühren gespeist wird, beigesteuert. Verwaltet wird der Fernsehfonds Austria, der österreichische Qualität bei Fernsehfilmproduktionen unterstützt, von der Rundfunk- & Telekom Regulierungs GmbH. Insgesamt 13,5 Millionen Euro schüttet der Fonds pro Jahr aus - eine "stolze Summe“, wie Alfred Grinschgl, als für die Vergabe dieser Mittel zuständiger Geschäftsführer der RTR Gmbh, meint. Ob eine TV-Dokumentation wie "90 Jahre Burgenland“ oder Spielfilme und Fernsehspiele - das Spektrum der geförderten Produktionen ist groß.

Auch in Deutschland viel Österreichisches

Zuletzt waren Anfang Dezember "Die Abstauber“ mit Ursula Strauss sowie die verfilmte Autobiografie von Lotte Hass, "Das Mädchen auf dem Meeresgrund“ - beides Produktionen österreichischer Firmen für den ORF und deutsche Anstalten - on air. Die Förderungen des Fernsehfonds Austria führen dazu, dass auch im deutschen Fernsehen viel Österreichisches zu sehen ist, denn: "Vergleichbare Fernsehfilmförderungen wie hierzulande gibt es in Deutschland nicht“, führt Grinschgl aus.

Bis zu 20 Prozent der Herstellungskosten eines TV-Films beträgt die maximale Förderungshöhe. Ab 2012 ist auch eine Verwertungsförderung möglich. Für Alfred Grinschgl stellt dies einen weiteren Schritt dar, um die heimische TV-Produktion auch international zu verankern.

So kann die Herstellung fremdsprachiger Fassungen mit bis zu 50 Prozent der Kosten gefördert werden. Auch die Präsentation bei internationalen Festivals, Messen und Wettbewerben wird in gleicher Höhe unterstützt. Grinschgl: "Auf dem internationalen Parkett ist es wichtig, dass österreichische TV-Produktionen nicht nur auf Deutsch präsent sind.“

Verwertungsförderung beim Fernsehfilm

Die Verwertungsförderung nimmt nun auch explizit die "Barrierefreiheit“ bei TV-Filmen in den Blick. In diesem Zusammenhang ist damit die Audiodeskription eines Films für Sehbehinderte, also die Kommentierung des Films auf einem eigenen Ton-Kanal, sowie die Untertitelung für Hörbehinderte gemeint. Bis zu 80 Prozent der Kosten dafür kann der Fernsehfonds Austria beisteuern.

Für Raimund Lunzer vom Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband ist das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das Ziel ist für den Behindertenvertreter aber längst nicht erreicht: "Wir fordern, dass jede staatliche Förderung im Bereich von Film und Fernsehen an die Barrierefreiheit gekoppelt wird.“ Positiv bewertet Lunzer die starke Zunahme von barrierefreien TV-Sendungen: 2009 seien gerade 111 Stunden barrierefreies Fernsehprogramm on air gegangen, 2010 wären es schon 420 Stunden gewesen. Und im laufenden Jahr 2011 liege man allein bei der Audiodeskription schon bei 500 Programmstunden.

Die Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Barrierefreiheit sind also noch riesig. Raimund Lunzer weist darauf, hin, dass das Fördergeld auch vermehrt in österreichische Wertschöpfung fließen kann: Die Audiodeskription der Filme werde zurzeit nicht in Österreich hergestellt. Mit der neuen Förderung könne sich das ändern: Für die Audiodeskription eines Films werden zwei sehende und ein sehbehinderter Filmbeschreiber benötigt. Lunzer: "Es könnten so also auch Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden - insbesondere für behinderte Menschen.“

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