Wieder einmal:Betätigung

Werbung
Werbung
Werbung

Das neurechte Wochenblatt Zur Zeit kann in der derzeitigen politischen Lage kaum klagen: Der rechte Rand des politischen Spektrums ist hoffähig geworden, und Zur Zeit - geleitet von Andreas Mölzer, dem gleichzeitigen offiziellen Kulturberater des Kärntner Landeshauptmannes - trägt mehr als ein Scherflein dazu bei.

Auch ein tragisches Schicksal kann genützt werden: Der Tod des Politologen Werner Pfeifenberger, sechs Wochen bevor er wegen Wiederbetätigung vor einem Wiener Schwurgericht erscheinen sollte, wird von Zur Zeit in den Dienst der eigenen Sache gestellt: Mit "Tödlicher Tugendterror" wird auf einer ganzen Seite die Causa beschrieben, dann eine weitere Seite lang die Anklageschrift gegen Pfeifenberger abgedruckt.

Der Staatsanwaltschaft Verdacht gegen Pfeifenberger hatte Gründe, hatte der Politologe doch im FPÖ-Jahrbuch 1995 Einschlägiges behauptet - unter anderem, dass "nicht Deutschland, sondern die internationalen Kapitalisten" den Zweiten Weltkrieg "als militärische und wirtschaftliche Auseinandersetzung angestrebt" hätten, oder dass "Judäa" schon 1933 "ganz Deutschland" den Krieg erklärt habe. Herausgeber des famosen Jahrbuches waren Andreas Mölzer und Lothar Höbelt (letzterer heute ebenfalls Zur Zeit-Kolumnist).

Werner Pfeifenberger beging - nach Angaben seines Anwalts - Selbstmord, weil er sich "der Schmutzkübel-Kampagne" des Prozesses nicht unterziehen wollte.

Zur Zeit wittert sogleich Kampfesluft: "Die Jagdgesellschaft, die mit dem Hebel des Verbotsgesetzes immer wieder versucht, (...) der vormals oppositionellen FPÖ am Zeug zu flicken, indem sie in ihrem Umfeld ,Nazi-Töne', ,Wiederbetätiger' und ähnliche Verbrecher gegen den Zeitgeist ortet, hat in der Person des Wissenschaftlers [Pfeifenberger] ein Opfer zur Strecke gebracht."

Dann bildet Zur Zeit gleich zehn Personen (Journalisten, Historiker, Politologen, rote und grüne Politiker) als "Portraits einer Jagdgesellschaft" ab: Ja diese zehn Leute (und einige mehr) sind für den Tod Pfeifenbergers verantwortlich ...

Politische Gegner zu diffamieren ist eines. In Wort und Bild diesen aber die Schuld am Todesfall Pfeifenberger zuzuweisen, zeigt, wie die Situation hierzulande eskaliert. Und wie Zur Zeit ordentlich mitzündelt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung