wortfährten im web

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Seit einer Woche online: das Internetforum "literatur & religion".Brigitte Schwens-Harrant stellt ihr neues Projekt vor.

VertreterInnen aus Literaturwissenschaft und Theologie widmen sich seit Jahrzehnten in vielfältigen Facetten und mit unterschiedlicher Intensität dem Zusammenwirken von Religion und Literatur, darüber hinaus und zunehmend auch dem Verhältnis von Theologie und Künsten. Dass dieser Bereich von einer breiten Öffentlichkeit und von öffentlicher Hand meist noch zu wenig wahrgenommen und unterstützt wird, spiegelt sich etwa in den Fächerkanons der Universitäten wieder. Die Installierung von entsprechenden Abteilungen zu ,Ästhetik und Theologie' wird kaum als dringlich erachtet. Jedenfalls trägt der Aufwand, der zumeist individuell aus Leidenschaft und Liebhaberei betrieben wird, reichliche Ernte ein."

Leidenschaft und Liebhaberei

Mit diesen Worten beginnt der vergleichende Literaturwissenschaftler Peter Tschuggnall eine Rezension, die sich auf einer Website findet, der vor allem der letztzitierte Satz auf den Leib geschrieben scheint. Denn individuell betriebener Aufwand sowie Leidenschaft und Liebhaberei kennzeichnen den Entstehungshintergrund dieses Internetforums. Vor allem aber die Thematik, die Auseinandersetzung mit dem Zusammenwirken von Religion und Literatur. www.literatur-religion.net versucht ein Manko auszugleichen. Während es im angelsächsischen Raum Zeitschriften zum Themenfeld Literatur und Religion gibt, fehlen solche im deutschen Sprachraum, zumindest seit der Einstellung von SCHRIFTzeichen, der Zeitschrift für Literatur, Kunst und Religion, im Jahr 2003.

www.literatur-religion.net versteht sich als Forum, das Gespräche und Grenzgänge im weiten Bereich Literatur und Religion anregen möchte, und richtet sich an interdisziplinär arbeitende Wissenschaftler und Studierende. Keine fixe Erscheinungsweise hat diese "Internetzeitschrift", Beiträge erscheinen, wann immer Neues zu sagen ist. Engführungen, die die Literatur-Religion-Diskussionen prägen, sollen auf diesen Seiten aufgebrochen werden, etwa die stets abgestrittene, aber fröhlich praktizierte Verwendung der jeweils anderen Disziplin als Steinbruch für die eigene Arbeit. Hubert Gaisbauer macht in seinem Beitrag das Zugrundeinterpretieren anhand von Gedichten von Paul Celan deutlich.

Spritzig und spitz

Ein wesentlicher Schnittbereich von Literatur und Religion, die Sprache, soll zum Ausdruck kommen dürfen. Nicht nur wissenschaftliche Beiträge, wie etwa Wolfgang Wiesmüllers Artikel über Gebetslyrik, werden sich auf diesen Seiten finden, sondern auch spritzige Essays und spitze Glossen. Literatur darf deshalb nicht nur als interpretierte auftauchen, sondern in ihrer eigenen Sprache sprechen. Den Anfang machen zwei bisher unveröffentlichte Texte des in Teheran geborenen Lyrikers SAID. (Vgl. seinen Beitrag in dieser Ausgabe der Furche, S. 5)

Grenzüberschreitend soll die Auseinandersetzung nicht nur hinsichtlich der Disziplinen, Konfessionen und Religionen sein, sondern auch der Länder. Das zeigt sich einerseits in der Zusammensetzung des Redaktionsteams (Jochen Schmidt, Glasgow; Brigitte Schwens-Harrant, Wien; Jörg Seip, Paderborn), andererseits an den Autoren, die in dieser ersten Ausgabe auftreten. Mit David Jasper, dem Gründer der Zeitschrift Literature and Theology und des "Centre for the Study of Literature, Theology and the Arts", ist auch der angelsächsische Raum von Anfang an präsent.

Ohne Firlefanz und Flash

Die Redaktion organisiert diese Homepage privat und ohne finanzielle oder institutionelle Unterstützung (aber auch ohne Gefahr institutioneller Enge). Sie stellt hohe Ansprüche, möchte aber auch Nachwuchsdenkern und-wissenschaftlern ein Forum bieten. Die Website präsentiert sich ohne Firlefanz und Flash, aufs Wort beschränkt, die Bilderflut verweigernd, aber die bunte Mischung der literarischen Gattungen und Formen will nicht nur WissenschaftlerInnen, sondern auch Pädagogen, StudentInnen - und Leser als Gäste einladen.

Der individuelle Aufwand im Bereich Literatur und Religion, so wurde Peter Tschuggnall eingangs zitiert, trägt reichliche Ernte ein. Er möge Recht behalten.

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