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70 Jahre nach dem Franco-Putsch bringt das Wiener Votiv-Kino ein besonderes Stück Vergangenheitsbewältigung.

Wegen dem Film passiert mir doch nichts?" fragt Felisa Sanz mit ängstlichem Blick. Dann beginnt sie zu erzählen: Von ihrem Vater, dem früheren Bürgermeister des Dorfes, der einer der "Verschwundenen" war. "Verschwundene", so wurden sie während der Diktatur Francos offiziell genannt. Wie und warum sie verschwunden waren, wusste jeder: Es handelte sich um bestialische Morde an spanischen Republikanern, die in Waldstücken verscharrt wurden. Neun der Opfer lebten in Santa Cruz de la Salceda, einem nordspanischen, gott-und heute auch menschenverlassenen Dorf. Der Schock, den die Morde im Jahr 1936 auslösten, ist heute noch spürbar. Aber als ab Oktober 2003 sechs der Opfer exhumiert und beerdigt werden, spürt man einen Hauch von Gerechtigkeit - den Günter Schweiger und Hermann Peseckas mit ihrer lebensnahen Dokumentation festhalten. Sie bringen ein Tabuthema zur Sprache, von dem die ehemalige Bürgermeisterin lieber nichts wissen würde: Sie sieht keinen Sinn darin, in Vergangenem zu wühlen. Erst ihr Nachfolger genehmigte die Exhumierung. Angehörige und Zeitzeugen kommen zu Wort, Dorfbewohner, Politiker. Ein zerrissenes Bild präsentiert sich: der Wunsch zu vergessen, erstickte Wut, Angst vor Repressalien. Einen Ruf nach Rache hätte er nie gehört, hält einer der Forscher fest: "Es ist absurd, wenn die Rechte in Spanien behauptet, das hier würde alte Wunden aufreißen." Eine Exhumierung würde keine Wunden öffnen. Sondern schließen.

DER MORD VON SANTA CRUZ

Por Ejemplo Santa Cruz

A/E 2005. Regie: Günter Schwaiger.

Verleih: Filmladen. 66 Min.

TV-Tipps: "DOKUmente - Wir kämpften für Spanien. Von Ottakring bis zum Ebro"(12. Juli, 23.15 Uhr, ORF2)

"Hans Landauer - gegen Faschismus und Vergessen" (14. Juli, 20.15 Uhr, 3sat)

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