Werbung
Werbung
Werbung

Fatih Akins "Gegen die Wand", Gewinner des Goldenen Bären 2004, ist ein durch und durch leidenschaftlicher Film.

Der Titel ist Programm - gleich zu Beginn des Films. Da fährt der 40-jährige Türke Cahit (Birol Ünel) mit seinem Auto "gegen die Wand", nachdem er volltrunken aus seinem Stammbeisl in Hamburg-Altona getorkelt ist. Cahit überlebt und wird zwecks Behandlung in eine psychiatrische Klinik gesteckt. Dort lernt er die 20-jährige Sibel (Sibel Kikilli) kennen - auch sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen.

Die Ausgangslage von "Gegen die Wand", realisiert vom erst 31-jährigen Deutsch-Türken Fatih Akin, bereitet die nachfolgende Liebesgeschichte vor: Sibel, die den Zwängen und Traditionen ihrer türkischen Familie um jeden Preis entkommen möchte (auch um den Preis des eigenen Todes), ist bereit, Cahit zu heiraten, nur um aus ihren familiären Fesseln ausgelöst zu werden. Regisseur Akin bringt so zwei Figuren zusammen, für die das Wort "Zukunft" keinerlei Bedeutung hat. Sie sind beide am Ende.

Und doch: Bald bemerkt Cahit, dass er mehr für Sibel empfindet, als er sich eingestehen möchte. Hier beginnt das eigentliche Drama des Films: Bald sind Sex und Drogen nicht mehr genug für die beiden, die Beziehung läuft unvermeidlich aus dem Ruder. Der Film steuert erneut auf einen selbstzerstörerischen Punkt zu.

Fatih Akin hat mit "Gegen die Wand" im Februar den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen - der erste deutsche Film seit 18 Jahren, der das geschafft hat. Sein Film ist brutal, kompromisslos und direkt. Seine Hauptdarstellerin galt als Entdeckung - bis die Presse herausfand, dass es sich um eine ehemalige Pornodarstellerin handelte. Akin hat sie trotzdem besetzt und damit auch hinter den Kulissen seine Entschlossenheit und seinen Mut bewiesen. Vor der Kamera inszeniert Akin eine ergreifende, brutale Geschichte, in der Blut, Sex und Gewalt dominieren. Ein düsterer Film, in dem eine deutlich spürbare Wut auszumachen ist. Eine Wut, die aus dem Bauch kommt. Diesen Regisseur wird man sich merken müssen - er hat nur wenige Kollegen, die ihre Arbeit mit einer solchen Leidenschaft vollführen.

GEGEN DIE WAND

D 2004. Regie: Fatih Akin. Mit Birol Ünel, Sibel Kekilli, Catrin Striebeck.

Verleih: Polyfilm. 121 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung