You're at home, Baby

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FM4, der vierte öffentlich-rechtliche Radiokanal, wird 10 Jahre alt.

You're at home, Baby": Seit genau zehn Jahren ertönt dieser Slogan aus dem österreichischen Äther. Als am 16. Jänner 1995 der Radiosender FM4 seine Sendetätigkeit aufnahm, gewann er binnen kürzester Zeit eine begeisterte Hörerschar. Getreu seinem Slogan bot das vierte orf-Radioprogramm vielen, vor allem jungen Hörern musikalisch ein neues Zuhause: all jenen, die mit Kommerz-Pop (Ö3), Klassik und E-Musik (Ö1) sowie Volksmusik und Schlager (Ö Regional) - es war die Zeit des orf-Monopols - nichts zu tun haben wollten. Mittlerweile hat sich FM4 als Alternative etabliert, auch zu den kommerziellen Privatsendern, die zwar den Markt, aber nicht das Musikangebot bereichert haben. Im ersten Halbjahr 2004 erzielte FM4 6,6 Prozent Tagesreichweite bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.

"Alternative Mainstream"

Mit dem Kunstbegriff "Alternative Mainstream" definiert FM4 seine Musik. Darunter fallen so verschiedene Genres wie Independent, Electronic, HipHop, Metal oder Britpop. Allen diesen Musikrichtungen ist gemeinsam, dass sie nicht von herkömmlichen Kommerzsendern gespielt werden und teilweise auch zu jung und zu wild sind für einen Kultursender wie Ö1.

Doch nicht nur die Musik macht FM4 aus. Abseits vom Mainstream befindet sich auch der so genannte Wortanteil, im mehrfacher Hinsicht: Zum einen liegt der Anteil am gesprochenen Wortes auf FM4 sehr hoch, zum anderen entsprechen die Beiträge inhaltlich dem jungen, reflektierten, oft rebellischen Charakter der Hörer. Das sonntagabendliche Feuilleton "Im Sumpf" mit Thomas Edlinger und Fritz Ostermayer gehört sicherlich zum Schrägsten und zugleich Geistreichsten, was man im deutschsprachigen Radio zu hören bekommen kann.

Mehr als die Hälfte des Wortanteils auf FM4 ist fremdsprachig, zumeist englisch, es gibt aber auch Nachrichten auf Französisch. Das liegt an der Geschichte des Senders, der zuerst nur abends auf der Frequenz von Blue Danube Radio ausgestrahlt wurde. Als FM4 vor fünf Jahren, im Februar 2000, den Platz des Retro-Jazzsenders zur Gänze übernahm, blieb das Programm tagsüber englischsprachig. Für entsprechende sprachliche Qualität bürgten Mitarbeiter des verblichenen Blue Danube Radio, die von FM4 übernommen wurden. Eine von ihnen war Jill Zobel, die nun für die Koordination der englischsprachigen Beiträge auf dem Jugendsender verantwortlich ist. Flaggschiff der fremdsprachigen Information ist das zweistündige Mittagsmagazin "Reality Check".

Auch bei den Musiksendungen liegt der Wortbeitrag sehr hoch. Abendliche Spezialsendungen leuchten regelmäßig die neuesten Entwicklungen verschiedener Musikrichtungen aus: "Heartbeat" mit den Moderatoren Eva Umbauer und Robert alles aus den Bereichen Indie, Britpop, Alternative, Rock & Songwriter, in "High Spirits" präsentiert bto Spider Soul, House, Funk und Reggae, im "House of Pain" widmet sich Christian Fuchs Metal, Industrial und düsteren Elektro-Sounds, "Tribe Vibes" schließlich gilt als das Zentralorgan der heimischen HipHop-Szene.

Weit über die Grenzen der FM4-Community hinaus wurden die Humoristen des Senders bekannt. Zum Beispiel das geniale "Projekt X", bei dem die "Hauptprojektleiter" Clemens Haipl, Herbert Knötzl und Gerald Votava auf unnachahmliche Weise in die verschiedensten bizarren Rollen schlüpfen. Oder Christoph Grissemann und Dirk Stermann, die seit über zehn Jahren mit ihrem "Salon Helga" für anarchischen und bissigen Witz sorgen. Diese Sendung war 1995 von Ö3 ins neu geschaffene FM4 gewandert, als der Sender sich aller Ecken und Kanten entledigte und sich in ein glattes Formatradio verwandelte. Bis dahin gab es auf Ö3 sogar eine Sendung wie die legendäre "Musicbox", konzeptionell und personell die Keimzelle von FM4.

Österreichs Music-Pattform

Ohne dass es auf FM4 eine Quote für österreichische Musik gäbe - so etwas widerspräche dem Charakter des Senders - stammt etwa ein Drittel der auf FM4 gespielten Musik aus Österreich. Der FM4-"Soundpark", eine Online-Plattform, auf der sich junge heimische Musiker präsentieren können, wurde bereits mit mehreren, auch internationalen Auszeichnungen bedacht. Mittlerweile hat FM4 unter dem Namen "FM4 Sound Selection" schon elf Kompilationen herausgebracht, auf denen nicht nur jeweils das Feinste aus der Indie-, Alternative-, Hip Hop- und Electronic-Szene, sondern auch zur Hälfte teilweise völlig Unbekanntes aus Österreich zu hören ist.

Sogar "Sunny Side up", eigentlich nur eine ganz entspannte Sonntagvormittagsendung, hat es schon auf vier cds mit typischer "Sunny Side up"-Musik gebracht. Für Interessierte und potenzielle FM4-Hörer, die noch Berührungsängste vor dem Jugendsender haben, sind diese drei Stunden sanftesten Sounds sicherlich ein guter Einstieg.

FM4 im Web: fm4.orf.at

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