Zeitunglesen lernen

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Dank der Initiative "Zeitung in der Schule" ist seit zehn Jahren die Zeitung Thema an vielen heimischen Schulen.

Am Anfang eines jeden Projekts steht eine Vision. Im Fall des Vereins "Zeitung in der Schule" (ZiS) lautet diese: Junge Menschen von heute als kritische Zeitungsleser von morgen. ZiS-Geschäftsführerin Elisabeth Böhm formuliert die Anliegen des Vereins so: "Schüler und Schülerinnen sollen im Schulunterricht die Zeitung als Informations- und Unterhaltungsquelle für sich entdecken und Inhalte kritisch hinterfragen lernen."

Entscheidende Schritte

Seit der Gründung vor zehn Jahren ist der Verein dieser Zielsetzung auch bereits einen entscheidenden Schritt näher gekommen: Ob Worträtsel-Wettbewerbe im Deutschunterricht, Kostenkalkulation in Mathematik oder bei der Produktion eigener Schulzeitungen - das Thema Zeitung steht mittlerweile am Lehrplan vieler heimischer Bildungseinrichtungen. Das war nicht immer so. Bereits lange vor pisa erkannte der Verband Österreichischer Zeitungen (vöz), dass Lesekompetenz die wichtigste Grundvoraussetzung für künftige Generationen ist, um sich in der zunehmenden Informationsvielfalt zurechtfinden zu können. In der von elektronischen Medien dominierten Welt "gar keine Selbstverständlichkeit mehr", wie auch der Vorstand des Wiener Publizistik-Instituts, Wolfgang Langenbucher, meint. Aus diesem Grund richtete der vöz Anfang der 80er Jahre einen Ausschuss ein, der sich der Förderung des Lesens - speziell des Zeitungslesens - für Schüler widmete. Ausgehend von dieser Initiative dauerte es bis zum Jahr 1995, ehe die Idee, Gratis-Zeitungen als Unterrichtsmittel an Schulen einzusetzen, zur Gründung eines eigenständigen Vereins führte.

Elisabeth Böhm, die seit 2001 die Geschäfte des Vereins führt, kann angesichts des zehnjährigen Vereinsjubiläums auf eine erfolgreiche Bilanz zurückblicken: Seit 1995 hat etwa eine halbe Million österreichischer Schüler an ZiS-Unterrichtsprojekten teilgenommen, über 3000 Lehrer wurden in Seminaren aus- und weitergebildet und an die 100 Unterrichtsbehelfe publiziert.

Schul-Projekte

Schulen verschiedener Typen und für alle Altersstufen beteiligen sich an ZiS-Projekten. Eine, die bereits seit Jahren von der "fruchtbaren Wechselbeziehung" mit ZiS profitiert, ist die oberösterreichische Volksschule Thomasroith. "Unsere Schule macht nicht nur punktuelle Projekte, sondern das Thema Medien begleitet unsere Schüler das ganze Jahr über", erzählt Direktor Karl Haas. Aktuell arbeiten die Volksschüler an der neuen Ausgabe der Dorfzeitung, "passend zur Osterzeit mit dem Schwerpunkt Brauchtum". "Durch dieses Projekt lernen die Schüler spielerisch wie eine Zeitung entsteht", meint der Hobby-Zeitungsherausgeber stolz. Auch die Finanzierung der Dorfzeitung erfolgt unter realen ökonomischen Bedingungen: Von den Schülern kalkuliert und über Verkaufserlös und Sponsoren finanziert Einziger Unterschied: "Erwirtschaften wir ein Plus, kommt der Gewinn unserer Partnerschule in Kenia zugute ."

Licht und Schatten

Doch trotz all dieser Erfolge, Fakt bleibt: Jugendliche, die regelmäßig Zeitung lesen, sind in Österreich immer noch die Ausnahme von der Regel. Auch Studien belegen, dass Tageszeitungen immer noch ein "Erwachsenen-Image" (Jugendradar 2003) haben, und daher von Jugendlichen weniger genutzt werden als elektronische Medien. "Tageszeitungen sind für viele Jugendliche nicht trendy genug. Die Zugangsbarrieren sind daher höher als bei elektronischen Medien", analysiert der Wiener Publizistik-Professor Wolfgang Langenbucher das Problem. Generell gebe es in Europa, vor allem in den jüngeren Leserschichten, "eine schleichende Tendenz des Abnehmens".

Ein Hauptproblem sei vor allem, jungen Menschen klar zu machen, "dass du jeden Tag etwas für dich Interessantes in der Zeitung finden kannst." Zugleich warnt der Medienwissenschafter aber vor einer "Ghettoisierung" von Jugendthemen. Stattdessen bemüht er die alte-neue Forderung nach einer "Zeitung für alle", in der sich sowohl "Enkelkind als auch Oma wiederfinden können."

Auch Max Dasch, ZiS-Präsident und Herausgeber der Salzburger Nachrichten, ist trotz aller bisherigen Erfolge "die Unendlichkeit des Projekts" bewusst.

INFOS: www.zis.at

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