Zweimal ORF: die Aktion "Welt der Religionen" und das Buch "25 Jahre ORF".
Der Terror des 11. September und die nachfolgenden Ereignisse haben die Diskussion um den Stellenwert der Religionen in den (welt)politischen Auseinandersetzungen europaweit neu ins Rollen gebracht. Auch der ORF beteiligt sich an diesem Nachdenkprozess, in dem nicht zuletzt die Frage thematisiert wird, welches Gewaltpotenzial den Religionen heute noch innewohnt.
In einem gemeinsamen Projekt von Bildungsministerium, ORF und zwei Sponsoren wird bis 7. Juni an und mit Schulen ein Dialog der Religionen initiiert: Die Aktion "Welt der Religionen" erstreckt sich auf Schülerwettbewerbe, Internetaktionen, Bundeslandveranstaltungen in Großkinos sowie regelmäßige Berichte in den ORF-Religionssendungen "Orientierung" und "kreuz & quer".
Bei der Kino-Tour werden Schülerinnen und Schüler in große Kinos eingeladen: Ein dreistündiges Event, moderiert von der ORF-Wetterlady Christa Kummer, die eine ausgebildete AHS-Religionslehrerin ist, steht dort auf dem Programm. Dabei sind Kurzfilme aus der Religionssendung "kreuz & quer" zu sehen, an die sich eine Diskussion anschließt, bei der unter anderem der Publizist Heinz Nussbaumer als Gesprächspartner zur Verfügung steht.
Wer sich übers Internet beteiligen will, kann an einem Religionsquiz teilnehmen. Unter dem Motto "Think about it!" sind ganze Schulklassen oder einzelne Gruppen eingeladen, eigene Projekte einzureichen. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler einer berufsbildenden Schule oder einer AHS-Oberstufe. Alle Zugänge zum Thema Religion(en) und alle kreativen Gestaltungsmöglichkeiten sind gefragt. Für die besten Einreichungen werden Handys mit Gesprächsguthaben sowie Kino-Jahreskarten vergeben.
Gerhard Klein, Leiter der Religionsabteilung im ORF-Fernsehen, nahm bei der Präsentation des Projektes "Welt der Religionen" das Wort von Hans Küng auf, dass "ohne Religionsfrieden keine Weltfrieden" möglich sei. Der ORF, so Klein, wolle mit diesem Projekt die Schüler "verführen", sich intensiver mit den Religionen auseinanderzusetzen.
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer erinnerte an Albanien, das sich - unter der kommunistischen Herrschaft als "erster atheistischer Staat" der Welt verstanden habe. Gerade dort hätte sich aber gezeigt, dass der Atheismus für die meisten Menschen nicht anziehend sei: Heute boome in Albanien die Religion. Zu solchen Beobachtungen, aber auch zur Auseinandersetzung mit der Rolle der Religion(en) nach dem 11. September, wird die ORF-Aktion anregen, wie die Ministerin hofft.
Auch für Generaldirektorin Monika Lindner dient "Welt der Religionen" dazu, "Toleranz gegenüber anders Denkenden" zu fördern. Und Lindner wies bei der Präsentation darauf hin, dass die Konzeption des Projekts von Vorgänger Gerhard Weis in die Wege geleitet wurde.
Unternehmenschronik
Gerhard Weis, der am 18. April auf dem Küniglberg auch offiziell verabschiedet wird, markiert auch den Schlusspunkt eines Buches, das der Kurier-Kolumnist Franz Ferdinand Wolf über 25 ORF-Jahre verfasst hat. Wolfs vor kurzem vorgestellte Unternehmenschronik "25 Jahre ORF. 1975 - 2000" liefert einen lebendigen Einblick in jene österreichische Rundfunkgeschichte, die noch weitgehend vom öffentlich-rechtlichen Monopol geprägt war.
Ausgangspunkt der Chronik ist die Ära Oberhammer, die unter dem Unstern der politischen Absetzung von Gerd Bacher durch das Rundfunksgesetz 1974 stand, die aber dennoch von ORF-Insidern als eine kreative und innovative Periode beschrieben wird - nicht zuletzt der legendäre Club 2, der zwischen 1976 und 1995 insgesamt 1.375-mal on air war - wurde damals entwickelt.
Bekanntlich kam Gerd Bacher nach Otto Oberhammer überraschend wieder - und kehrte nach Generalintendant Thaddäus Podgorski noch einmal an die Unternehmensspitze zurück. Gerhard Zeiler und eben Gerhard Weis, die beiden letzten Generalintendanten - seit 2002 steht dem ORF ja eine Generaldirektorin vor -, mussten sich bereits mit der auch hierzulande mit deutschen Privatkanälen angereicherten Senderlandschaft auseinandersetzen. Alle genannten fünf ORF-Generäle äußern sich in ausführlichen Interviews - als Zeitzeugen der jüngsten ORF-Vergangenheit.
Schon fast oder tatsächlich ein Nachruf sind Kapitel über Radio Österreich International (das kaum noch existiert) und Blue Danube Radio. Andere Beiträge Wolfs zeigen, was alles in diesen 25 ORF-Jahren entstand, und an dessen Anfänge sich kaum jemand noch erinnert: Teletext (1980), 3sat (1980) oder der Einstieg ins Digitalzeitalter sind nur einige der interessanten Details, die in Franz Ferdinand Wolfs ORF-Buch kompakt zusammengefasst werden.
25 JAHRE ORF. 1975 - 2002.
Von Franz Ferdinand Wolf. Residenz Verlag, Salzburg 2002. 259 Seiten, geb. e 21,50
Tipp
Informationen zu "Welt der Religionen"
Projekte - Teilnahmebedingungen - Preise - Termine
sind im Internet abrufbar unter:
http://events.orf.at und
http://religion.orf.at
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