Zur Abwechslung schlimm

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In Patrice Lecontes Film "Das zweite Leben des Monsieur Manesquier" tauschen ein Gangster und ein Pensionist lustvoll die Rollen.

Mit vierjähriger Verspätung schafft es der witzig-melancholische Streifen "Das zweite Leben des Monsieur Manesquier", in dem Patrice Leconte einmal mehr die Wege zweier Unbekannter kreuzen lässt, doch noch in unsere Kinos. Milan (Johnny Hallyday), der für einen Banküberfall in die Stadt gekommen ist, kauft sich Aspirin. Erst zu spät bemerkt er, dass er ein Glas Wasser braucht, um sie aufzulösen. Der pensionierte Lehrer Manesquier (Jean Rochefort), der das Geschehen zufällig beobachtet, lädt ihn zu sich nach Hause ein. Schließlich bietet er dem Fremden auch für die restlichen Tage seine Gastfreundschaft an.

Die Kirschen in Nachbars Garten - wer hat sich nicht schon danach gesehnt. Schon bald finden die beiden Männer - idealtypisch verkörpert von Jean Rochefort und Johnny Hallyday - Gefallen am Leben des anderen. Manesquier probiert heimlich die Lederjacke von Milan an und fühlt sich plötzlich wie der Revolverheld Wyatt Earp. Fortan juckt es ihn förmlich, aus seinem bisherigen Rollenbild des rücksichtsvollen Bürgers auszubrechen. Lange genug hat er immer still gehalten, wenn ihn etwas gewaltig stört. Milan hingegen ist fasziniert von der biederen Häuslichkeit: Er bittet Manesquier um ein paar Pantoffeln, weil er noch nie welche getragen hat, und spielt Nachhilfelehrer in dessen Abwesenheit. Diese fortschreitenden Übertretungen machen verborgene Wünsche sichtbar, doch manchmal hängen die Kirschen einfach zu weit weg. So einfach lässt sich das bisherige Leben nicht abstreifen - außer in Gedanken.

DAS ZWEITE LEBEN DES MONSIEUR MANESQUIER - L'homme du train

F/GB/D 2002. Regie: Patrice Leconte. Jean Rochefort, Johnny Hallyday, Pascal Parmentier, Jean-François Stévenin. Verleih: Cinestar. 90 Min.

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