Zwillings-Fernsehen

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"Twin City TV" soll ab Anfang 2007 senden - und einem zweisprachigen Publikum Themen aus der Region Wien-Bratislava näherbringen.

Die Prognosen klingen viel versprechend: Wirtschaftsforscher sagen dem Großraum Wien-Bratislava eine glänzende Zukunft voraus. Da beide Städte nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen, scheint es logisch, dass sie bald zu einer großen Region zusammenwachsen. Daran könne auch die Vergangenheit nichts ändern, in der Bratislava 40 Jahre hinter dem Eisernen Vorhang lag. Und selbst die Sprachbarrieren seien, vor allem wegen der ausgezeichneten Deutschkenntnisse vieler Slowaken, schnell überwunden.

Grenz-Überschreitung

Dieser Tenor einer Diskussionsveranstaltung im Slowakischen Institut in Wien bildete das Kernargument für ein neues Medienprojekt, das man gleichzeitig vorstellte. Die Vereinigung "Arbeitskreis Offene Kanäle Österreich" (aok) ist Hauptinitiator von Twin City-tv, einem Fernsehsender, der ab 2007 Programme für Menschen aus dem Großraum Wien-Bratislava senden soll. Grenz- und kulturüberschreitendes Ballungsraumfernsehen also, das im Anfangsstadium aus drei Sendungen bestehen soll:

Eine wöchentliche Magazin-Sendung soll die Menschen aus der Region über allfällige Neuigkeiten informieren und sich dabei speziell der Wirtschaft widmen. Denn besonders kleine und mittlere Betriebe sollen vom Zusammenwachsen der beiden Städte profitieren - doch dafür braucht es auch öffentliche Aufklärungs- und Informationsarbeit. "Es gibt ja schon jetzt viele gemeinsame Projekte und Initiativen, aber leider weiß man in der Öffentlichkeit zu wenig darüber", meint Johannes Schütz vom aok. Kultur wäre der zweite Schwerpunkt der Magazinsendung.

Ein wöchentlicher Sprachkurs steht ebenfalls auf dem Sendeplan von Twin City-tv. "Damit soll die slowakische Sprache vermittelt werden", sagt Schütz. "Hierzu suchen wir noch ein innovatives Konzept, etwa in Form einer Reality Soap, damit das angestaubte Image von tv-Sprachkursen umgangen werden kann".

Dritter Programmteil soll ein monatlich wechselndes Dokumentationsformat sein, bei dem das Twin City-tv-Team Aufzeichnungen verschiedener Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen Themen ausstrahlen will.

Um die Umsetzbarkeit der Ideen zu belegen, ließ der aok gemeinsam mit dem Institut für Journalistik der Komensk´y-Universität Bratislava eine Machbarkeitsstudie durchführen, an der sich rund 60 Vereine und Institutionen - aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Kultur, Soziales oder Gender - beteiligten. Die Reaktionen waren positiv: Der neue Sender hätte große Bedeutung für Förderung der Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen in Österreich und der Slowakei sowie für die verstärkte Annäherung beider Länder. Viele der beteiligten Institutionen hätten aktives Interesse gezeigt, für Twin City-tv-Formate und Inhalte zu entwickeln oder sich um die Organisation zu kümmern. "Unterm Strich ist Twin City-tv als Community-Fernsehen angelegt, das in einer der größten Wirtschaftsregionen Europas entsteht", so Johannes Schütz.

"Für den Sendestart ist freilich nicht an ein Vollprogramm zu denken", weiß Schütz. Später aber könnte Twin City-tv ein großes grenzüberschreitendes Projekt wie der deutsch-französische Kulturkanal Arte werden - zumindest in der Vision von Werner Fasslabend, dem Präsidenten der Österreichisch-Slowakischen Gesellschaft.

2006 erste Sendungen

Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg: Die Redaktion, ansässig in Wien und Bratislava, soll Anfang 2006 erste Pilotsendungen produzieren, dafür wäre ein Startbudget von 250.000 Euro nötig. "Die Verhandlungen für ein solches erstes Budget sind sehr vielversprechend", meint Schütz. Den tatsächlichen Sendestart sieht Schütz im Jänner 2007. Bis dahin soll die Finanzierung abgesichert sein. "Es gibt verschiedene eu-Fördertöpfe, wie das Sprachprogramm Lingua', aber auch nationale Förderungen", so Schütz. "Darüber hinaus können wir uns auch Werbung oder Sponsoring vorstellen."

Die Verbreitung von Twin City-tv soll terrestrisch stattfinden, "am liebsten über eine digitale tv-Frequenz. Die Forderung, eine solche Frequenz für ein europäisches Fernsehen mit Anspruch freizumachen, wäre legitim", so Schütz. Sollte es mit der terrestrischen Ausstrahlung nicht klappen, so bleibt immer noch die Verbreitung via Internet (über Streaming-Video-Technik) oder die Einspeisung des Kanals in die Netze lokaler Kabelbetreiber.

Informationen: arbeitskreis offene kanäle österreich

zentrum für medienkompetenz

1220 Wien, Hardeggasse 67/29/4,

Tel.: 0676 6517832

Mail: office@offener-kanal.at

www.offener-kanal.at

www.medienkompetenz.at

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