Zwischen Knopf und Knochen

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Harald Friedl porträtiert in "Aus der Zeit" vier alte Geschäfte, die einer aussterbenden Art angehören: dem Einzelhandel.

Wie ein Raumschiff" empfindet Katharina Jentsch die Werkstatt hinter dem Lederwarenladen. Völlig aus der Zeit gerissen flickt sie dort zerrissene Taschenträger, stopft durchgewetzte Lederjacken, restauriert antike Handtäschchen. Der Laden, seit Generationen in der Familie ihres Mannes, wird mit der Pensionierung des alten Ehepaares zusperren. Frau Jentsch fiebert diesem Tag schon entgegen.

Fee Frimmel führt ums Eck vom Stephansplatz das Knopfgeschäft ihres Mannes weiter. Seit dem Niedergang der Haute Couture, den sich vor 20 Jahren noch keiner vorstellen konnte, ist auch das Geschäft mit den Knöpfen am Boden. Stundenlang sortieren Frau Frimmel und ihre Mitarbeiterin Knöpfe und kommentieren die potentiellen Kunden, die dann doch nicht eintreten in die cremefarbene Welt der beiden Damen. Mit Bitterkeit spricht die Knopfkönigin über den Laden, den sie als böses Schicksal sieht - auch sie wartet auf ein Happy End.

Auch die Fleischhauerei des Ehepaars Fritz und die kleine Drogerie von Pepi Kienesberger gehören zu den aussterbenden Geschäften, die Harald Friedl mit großer Geduld porträtiert. Manch unfreiwillig komische Situation und der oft überraschende Schmäh der alten Leute, die ihre Lage sentimental und nüchtern zugleich betrachten, schmücken diesen schönen Film voll Wehmut, der nicht der guten alten Zeit nachjammert, sondern hinschaut und herzeigt.

Aus der Zeit

Ö 2006. Regie: Harald Friedl. Mit Fee Frimmel, Gertrude & Werner Fritz

Verleih: sixpack. 82 min.

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